Ein Tag im September

Ein heißer Tag Anfang September und wir sind auf Fotosafari in einem Weinberg.
Rebstöcke, blaue und helle Trauben, sind lohnenswerte Objekte, um Bilder davon zu schießen. Es ist unerträglich heiß und wir flüchten.

Das Ziel, ein kühler Bach, den wir schon oft ansteuerten. Hohe, schattenspendende Bäume, die sich im kräftigen Wind biegen, rauschen. Ich sitze auf meinem Stuhl, den Kopf an der Lehne und schau in den Himmel über mir, der strahlendblau, wie man es sonst nur auf Postkarten findet, auf mich herunter blickt.

Der Schrei eines Raubvogels irritiert. Er schraubt sich im Aufwind kreisend und schaukelnd hoch in die Luft. Plötzlich legt er die Flügel an und fällt im Sturzflug nach unten.
Schade, hinter dem Wald kann ich nicht entdecken, was sein Interesse geweckt hat.
Ich schließe meine Augen.

Der Bach plätschert und gluckert. Muss er sich doch durch sein enges Bett zwängen, zwischen unzähligen Steinen hindurch.
Was er wohl für Geheimnisse birgt?
Außer Fischen, Krebsen und sonstigen Wassertieren?
Wo kommt er her und wohin will er?

Seine Reise stelle ich mir vor. Sicher entspringt er irgendwo als Quelle. Klar und eiskalt sprudelt das Wasser aus der Erde zu Tage und sucht sich seinen Weg. Vielleicht erleichtert ihm das Gelände seine Reise, indem es abfällt. So kann er immer schneller werden. Natürlich gesellt sich weiteres Wasser zu ihm und er kann dadurch wachsen. Ist er dann stark genug, wird er sein Bachbett bilden, so wie es sich hier zeigt. Übermütig muss er alles bewältigen, was sich ihm in den Weg stellt. Und dann? Dann wird er sich mit anderen Bächen vereinen und in einen Fluss münden. Jetzt wird die Fahrt auch langsamer werden. Immer größer und breiter wird er zum Strom wachsen, der Schiffe tragen kann, Lastkähne, Ausflugsdampfer und Yachten. Eines Tages wird das Ziel der Reise erreicht sein, die Ost- oder Nordsee und damit das weite Meer? Wasser soweit das Auge blicken kann. Dort warten auf mein Bächlein weitere, viel größere Aufgaben. Was wird es dort wohl erleben?

Mitten im Überlegen wache ich auf! Ich hatte ja geträumt.....
Munter höre ich den Bach mit seinem emsigen Plätschern und Gluckern.
Heidi Gotti - September 2004

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