Enkel

Erste Schritte

Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt,
klein wird dein letzter sein.
Den ersten gehen Vater und Mutter mit,
den letzten gehst du allein.

Sei’s um ein Jahr, dann gehst du, Kind,
viel Schritte unbewacht,
wer weiß, was das dann für Schritte sind,
im Licht und in der Nacht?

Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt,
groß ist die Welt und dein.
Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt
wieder beisammen sein.

Albrecht Goes

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Sind so kleine Hände
winz’ge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen,
die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße
mit so kleinen Zeh’n.
Darf man nie drauf treten,
könn‘ sie sonst nicht geh’n.

Sind so kleine Ohren,
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen,
werden davon taub.

Sind so schöne Münder,
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten,
kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen,
die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden,
könn‘ sie nichts verstehn.

Sind so kleine Seelen,
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen,
geh‘n kaputt dabei.

Ist so’n kleines Rückgrat,
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen,
weil es sonst zerbricht.

Grade klare Menschen
wärn ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
hab’n wir schon zuviel.

Bettina Wegener

 

Was für eine Nacht!

Es ist Montag der 31. Juli 2006. Am Vormittag ruft mein Sohn an: Mutti, wir sind seit 9 Uhr im Krankenhaus. Die Geburt wurde eingeleitet. Der Muttermund ist aber erst drei Zentimeter geöffnet, du weißt ja, was das bedeutet.

Immer wieder Anrufe im Laufe des Tages und die Sorge um den weiteren etwas älteren Sohn Thomas, dem es nicht so gut geht.
Der Arzt hat ihm einen Saft gegen Fieber und Schmerzen verschrieben.

Am späten Abend ein erneuter Anruf. Keine Fortschritte die Geburt betreffend. Die Wehen kommen, dann werden die Pausen wieder größer und so fort. Man hatte Schmerzmittel gegeben, worauf die Wehen nachließen. Nun versucht die Ärztin es mit einem pflanzlichen Wehenpräparat.

Der Sohn fährt zwischen Klinik und Wohnung hin und her, da sich das Fieber seines Sprösslings erhöht hat. Der Bub ist wohl unter Aufsicht: die jüngere Schwester der Schwiegertochter ist aus Polen gekommen, aber total überfordert mit dieser Situation, da sie auch fast nicht deutsch kann.
Sohnemann: Mutti ich bin total fertig, aber ich denke, dass die Medizin helfen wird.

Um ein Uhr am nächsten Morgen, dem 1. August 2006, wir sind auch in Alarmbereitschaft geht das Telefon erneut. Ich gleich ran.
Mama ich schaff das nicht mehr, Thomas geht es sehr schlecht, das Fieber ist um die vierzig Grad. Könnt ihr helfen?
Wir andere Hose und T-Shirt an, rein ins Auto, bei uns durch den dicken Nebel Richtung Schwaigern, Fahrtzeit in der Regel eineinhalb Stunden.
Kaum dort, Anruf beim Sohn in der Klinik, um ihm zu signalisieren: Wir sind da.

Der Enkel – Erstklässler – ist sehr unruhig, heiß und äußert Angst. Kann ihn beruhigen und übernehme die Krankenpflege. Medikamente darf ich keine mehr geben, waren schon zu viele. Mache laufend Wadenwickel. Das Kind entspannt sich und wird kühler.

Besorgter Anruf des Vaters, kann ihn beruhigen.
Bei der Gebärenden: Muttermund 5 Zentimeter geöffnet, sonst nichts Neues.

Schicke alle anderen ins Bett und lege mich auf die Couch beim Enkel.
Natürlich wach beim kleinsten Mucks. Als es dämmert, Fieber wieder gestiegen. Erneute Wadenwickel, Medizin und wieder geht es besser.

Um 5:45 Uhr Anruf vom Sohn: Das Baby ist da. 3 600 Gramm, 53 Zentimeter groß. Es ging nun doch schneller als vermutet, da die Mutter sich beruhigt entspannen konnte, sie wusste ihr größeres Kind in guten Händen.
Frage: Kann ich noch bleiben?
Antwort: Natürlich, kein Problem.

Als er kommt, geht es dem Patienten schon ganz gut, Fieber von 38, über 37,5 auf 37,1 Grad gesunken. Gott sei Dank.

Wir sehen uns Bilder des Neugeborenen an, der größere Enkel ist stolz auf sein Brüderchen und freut sich. Wir erinnern uns, dass es der Schwiegertochter im ersten Schwangerschaftsmonat nicht gut ging und die in der Klinik das Kind „einfach so“ töten wollten, das Formular zur Ausschabung war schon vorbereitet und ausgefüllt zur Unterschrift.
Mein Sohn verließ damals mit Frau die Klinik und die Frauenärztin riet zum Warten.

Dann Anruf der Schwiegertochter. Ihre Worte: Mama, das werde ich dir nie vergessen, treiben mir die Tränen in die Augen. Ist diese Hilfe nicht selbstverständlich?

Wir frühstücken gemeinsam und mein Mann und ich fahren heim.
Der Sohn geht erneut mit dem kranken Enkel zum Arzt: Nebenhöhlenentzündung, Antibiotikum.

Was für eine Nacht!

Und nun freu ich mich auf den jüngsten Enkel „Jan“.

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