Eine unglaubliche Geschichte

Erklären muss ich, dass ich ein Handy bei einer Mobilfunkfirma gekauft hatte, das mit Vertrag angemeldet war. Eigentlich war ich sehr zufrieden und hatte nicht die Absicht etwas zu ändern. Am 6. Juni wollten wir in Urlaub fahren und da würde mir dieses Handy sicher gute Dienste leisten. Aber es sollte ganz anders kommen.

Anfang April klingelte das Telefon.
Das Kundencenter der Mobilfunkfirma war am anderen Ende.
Eine äußerst charmant klingende junge Dame fragte mich, ob ich ein neues Handy haben möchte. Natürlich stutzte ich.
Meine Frage: Warum
Die Antwort, weil ich mein Handy schon über zwei Jahre hätte.
Natürlich meine wichtigste Frage: Zum alten Vertrag?
Antwort: Ja
Wieder fragte ich: Und was kostet mich das?
Die Antwort lautete: Nichts.

Zwei oder drei Tage später erhielt ich per Post ein Päckchen, in dem sich das Handy befand.
Verwundert war ich schon, denn aus den beiliegenden Unterlagen erfuhr ich, dass es sich um eine neue Handynummer handelte. Naja, vielleicht geht es mit der alten Nummer nicht. Trotzdem aber nicht sehr gut, müsste ich doch allen Bekannten meine neue Nummer mitteilen, dachte ich schon etwas genervt.
Aber es sollte noch besser kommen. Wieder zwei Tage später, hielt ich ein Schreiben dieser Firma in Händen. Was ich dort las, brachte mich schon etwas in Rage. Es handelte sich um einen Vertrag für ein Partner-Handy mit eben dieser neuer Mobilfunknummer,
Laufzeit 24 Monate.
Dreimal tief Luft holen, dann war ich am Telefon und wählte die Servicenummer des Kundencenters. Es dauerte....und ich wurde mit Musik berieselt. Aber dann...... nachdem ich Kontakt mit einer freundlichen Dame hatte, wurde ich nach meiner Handynummer gefragt. Wieder wurde ich weiterverbunden und mit einer Melodie verwöhnt. Die nächste Dame fragte nach meinen Wünschen. Der Vorfall wurde von mir geschildert. Auf meine Erklärung, was ich mit einem Partnerhandy soll, kann ja nur mit einem telefonieren, reagierte sie überhaupt nicht. Jetzt bekam ich einen dicken Hals und erklärte, dass ich das Handy mit Zubehör kurzerhand an sie zurücksenden werde. Atemlos erschrocken meinte die Dame, das ginge nicht, sie müsste erst Rücksprache halten. Schöne Musik wurde mir angeboten! Ich wartete, die Zeit wurde lang, sehr lang. Mindestens fünf Minuten oder sogar mehr waren vergangen und auf einmal hieß es freundlich: Ihre Zeit ist um und ich wurde aus der Leitung geworfen.
Wutentbrannt wählte ich erneut, aber die Stimme am anderen Ende erklärte mir, ich könnte nicht verbunden werden, da mein Handyvertrag noch kein halbes besteht. Sehr seltsam, in vier Monaten habe ich mein Handy bereits drei Jahre. Da auch weitere Versuche fehlschlugen, packte ich Handy mit Karte und Unterlagen wieder in die Schachtel.
Ein Schreiben, in dem ich den Sachverhalt erkläre, legte ich dazu und einen Vermerk das neue Handy betreffend: Annahme verweigert. Den Brief verfasste ich noch einmal als Einschreiben und gab bei der Post das Päckchen und das Schreiben auf. Es kostete ganz schön Geld und ich war stinkig.
Am nächsten Tag war Karfreitag. Ich sichtete die Unterlagen des seitherigen Handys und stellte fest, dass mein Vertrag am 13. Juli drei Jahre alt wird. Nun las ich das "Kleingedruckte", die Kündigung betreffend. Mein Vertrag war für zwei Jahre bindend und dann jährlich kündbar, nur musste ein Vierteljahr vorher die Kündigung erfolgen. Da ich wütend war, sehr wütend, beschloss ich noch am Samstag 10. April, also nach Karfreitag meinen Vertrag per Einschreiben zu kündigen. Nach Ostern würde es zu spät sein. Also wieder war eine Einschreibgebühr fällig, was meine Stimmung nicht gerade hob.
Vorsorglich hatte ich im Kündigungsschreiben eine Bestätigung der Kündigung verlangt.
Diese kam dann auch. Meine Kündigung würde angenommen per Ende April 2006.
Ich konnte es mir nicht verkneifen, sofort zurück zu schreiben, dass es sich bei dem Termin wohl um einen Schreibfehler handeln würde. Informierte auch noch einmal über das Abschlussdatum des seitherigen Vertrages und bezog mich auf die allgemeinen Geschäftsbedingungen, die auf der Rückseite dieses Vertrages, eine Kündigung betreffend, aufgeführt sind.
Die Antwort, die ich erhielt, brachte mich zum Kochen. Ich hätte April 2004 ein neues Handy erhalten und ein Angebot für eine Vertragsverlängerung um 24 Monate angenommen und deshalb wäre mein Kündigungstermin erst im April 2006.
In meinem nächsten Einschreibebrief erklärte ich, bezugnehmend auf mein erstes Einschreiben, dass diese Aussage nicht stimmen würde, da ich das Handy zurückgeschickt und dem Vertrag widersprochen hätte.
Da keine Antwort erfolgte, nahm ich an, dass alles in Ordnung sei.
Aber es sollte noch viel besser kommen.
Meine Mobilfunkrechnungen rief ich immer mit meiner Handynummer und einem Passwort von der HP des Mobilfunkunternehmens ab. Vorher wurde ich per Mail verständigt, dass eine neue Rechnung einsehbar ist. Und es war mittlerweile wieder soweit. Aber ich gelangte mit Handynummer und Passwort nicht ins Kundencenter. Versuchte es mit der neuen Handynummer.... auch nichts. Auf der Benachrichtigungsmail war die Nummer des neuen Handys angegeben.
Wieder war ein Schreiben an die Mobilfunkfirma fällig, natürlich per Einschreiben. Darin erklärte ich den Sachverhalt. Ich bat, mir die Rechnungen per Post zuzusenden. Wortwörtlich schrieb ich im Brief: Ich bin nicht gewillt für ein Handy zu bezahlen, das ich nicht besitze. Ebenfalls teilte ich mit, dass ich den Betrag, der bereits abgebucht worden war, von meiner Bank zurück buchen lasse.
Auch meinen LEV kündigte ich in diesem Einschreiben sofort, da ich meine Rechnung nicht einsehen kann und dort die "neue" Handynummer vermerkt war. Hatte Angst, dass ich mit der Zahlung, den neuen Handy-Partnervertrag anerkennen würde.
Aber statt der gewünschten Rechnungen per Post oder irgendeiner Aufklärung kamen ab 2.6. Mahnungen. Habe ohne Rechnungen trotzdem am 4.6. online bezahlt, da auf der Mahnung meine seitherige Handynummer vermerkt war. Zahlte auch, obwohl mein Handy schon längst gesperrt war. Wir wollten am 6.6. in Urlaub und ich erhoffte mir die Freischaltung. Aber nichts dergleichen geschah und ich musste mir ein Kartenhandy kaufen für den Urlaub, um telefonieren zu können. Zwei Wochen waren wir fort und keine Freischaltung erfolgte...
Vom Urlaub zurück, entdeckten wir in der Post wieder die Verständigungsmail, zum Abrufen der neuen Rechnung. Wütend sandte ich die Mail zurück, mit entsprechendem Vermerk. Mittlerweile erhielt ich von dort die Rechnungen per Mail. Bekam den Rat, es noch einmal online im Kundencenter mit dem Abrufen der Rechnung zu versuchen. Es präsentierte sich mir aber nur ein leeres Blatt.
Ebenfalls erhielt ich per Post eine Mahnung, lt. Rechnung auf der Rückseite für beide Handys, obwohl das eine Handy zurück ging. Natürlich wählte ich die Nummer meines "angeblichen" Handys an: "Kein Anschluss unter dieser Nummer!"
Gemäß Mail vom Kundencenter kann ich den Partnervertrag auflösen lassen, soll aber die Karte zurückschicken, die bereits am 8. April mit Handy zurück ging.
Dies teilte ich per Mail dem Center mit, worauf wieder Funkstille herrschte.
Mit Mahnungen für beide Handys, die zu beachtlichen Beträgen angewachsen waren wurde ich bombardiert.
Mittlerweile war es Mitte Juli geworden und ich schickte wieder ein Einschreiben:
Betreff: Kündigung per 13. Juli 2004. Wieder erklärte ich geduldig den gesamten Sachverhalt. Die SIM-Karte meines seitherigem Handy packte ich sorgfältig ein und steckte sie in den Umschlag zu meinem Brief.
O Wunder auf einmal bekam ich per Post die gesamten Rechnungen, die ich schon im April angefordert hatte, zugesandt. Rückwirkend!
In den massiven Mahnungen waren die geforderten Summen enorm angewachsen. Die letzte Rechnung betrug schon über einhundert Euro.
Nun wurde ich von dieser Firma angeschrieben, dass sie die Angelegenheit einem Inkassounternehmen übergeben hätten und ich für sämtliche anfallenden Kosten aufkommen müsse. Aus diversen Einschüchterungen nur diese eine herausgepickt.
Der Verbraucherschutz, mit dem ich mich auch schon in Verbindung gesetzt hatte, riet mir, mit dem Anwalt zu drohen, nur diese Sprache würde dort verstanden.
Da es hier bei dieser Absenderadresse um eine andere Stelle des Unternehmens handelte, verfasste ich erneut einen erklärenden Einschreibebrief.
Ich schrieb u.a.:
"mit ihrem Schreiben teilen sie mir mit, dass sie ein Inkassounternehmen mit der Bearbeitung meiner Unterlagen beauftragt haben.
Das interessiert mich überhaupt nicht. Seit Anfang April, als ich über Ihr Service-Center - unter falscher Darstellung der Fakten - zum Kauf eines "Partner-Handys" genötigt wurde, korrespondiere ich - ohne Antwort zu erhalten - mit Ihrer Firma.
Schrieb wieder sehr geduldig von meinem erfolglosen Telefongespräch usw....
Teilte mit, dass ich das Handy mit Karte und Widerspruch bereits Anfang April zurückgesandt hätte.
Zum Schluss kam ich auf die Rechnungen zurück:
Und nun zu der von Ihnen geforderten Summe, die sie von einem Inkassounternehmen einziehen lassen möchten.

Die Rechnung vom 10.5.2004 bezahlte ich am 4.6. blind ohne Rechnung. Darin ist ein Betrag von Euro 7,47 für das Partner-Handy, das ich nie besessen habe, auch nie damit telefonieren konnte, enthalten.
Diese Euro 7,47 habe ich also schon einmal zuviel bezahlt.

Nun zur Rechnung vom 7.6.2004:
Die Verwaltungskosten von Euro 17,20 bin ich nicht gewillt zu bezahlen, da ich den Rechnungsbetrag pünktlich überwiesen hätte, wenn sie mir die gewünschten Rechnungen zur Einsicht vorgelegt hätten. Genauso ist also die Mahngebühr von Euro 2,54 und die Gebühr für Zahlung per Rechnung hinfällig. Das Tollste ist ja, dass sie wieder Euro 8,62 für das nicht vorhandene Partner-Handy verlangen. Noch toller finde ich die Gebühr von Euro 8,58 für die Kartensperrung dieses Handys, das ich nie besaß. Das ist ja die Spitze!
Warum sollte ich diese Beträge bezahlen?

Jetzt die Rechnung vom 12.7.2004:
Mit dem Betrag Euro 7,67 - Vermerk: Gebühr für Zahlung per Rechnung - bin ich nicht einverstanden und werde ihn nicht bezahlen. Wie sollte ich denn sonst bezahlen, es persönlich vorbei bringen? Auch die Mahngebühren finde ich nicht in Ordnung. Es wäre alles längst erledigt, wenn sie rechtzeitig entdeckt hätten, dass das Partner-Handy nicht existiert und sie mir die gewünschten Rechnungen geschickt hätten, anstatt sich in Schweigen zu hüllen.
Wieder besonders originell sind die Euro 8,62 für das nicht vorhandene Partner-Handy auf dieser Rechnung.
Eine Menge Geld hat mich der Spaß mit Ihnen gekostet, da sie ja auf mein erstes Einschreiben vom 8. April 2004 überhaupt nicht reagiert haben. Ich musste eine Menge Einschreibegebühren hinblättern. Außerdem musste ich mir für meinen Urlaub, den ich ab Anfang Juni antrat, ein Karten-Handy zulegen. Mein Handy von Ihnen, das ich ja drei Jahre besaß, war ja, obwohl längst bezahlt im Dauerzustand gesperrt und ist es heute noch.
Auch für diese Dinge könnte ich Kosten gegen rechnen.
Nun erwarte ich eine vernünftige und angemessene Endabrechnung, ansonsten geht der gesamte Schriftverkehr zu meinem Anwalt.
Hochachtungsvoll
P.S. Nur zur Information: Wir stehen bereits mit dem Verbraucherschutz in Verbindung, denn solche Dinge dürften nicht vorkommen und sollten bekannt gemacht werden.

Und siehe da, auf einmal erhalte ich ein Schreiben der Firma, dass mein Vertrag per 31.8.2004 storniert sei. Die bereits abgebuchten Beträge würden mir zurück erstattet. Auch eine Entschuldigung der mir entstandenen Unannehmlichkeiten enthält das Schreiben.
Gibt es in dieser Firma scheinbar doch wenigstens einen Menschen, der denken kann.
Geld habe ich bis heute keines zurück erhalten und bin gespannt, was noch auf mich zukommt.

Nachtrag:

Diese Firma gab keine Ruhe und übergab ihre Forderung, die mittlerweile ganz schön angewachsen war ihren Anwälten. Daraufhin mussten wir uns auch an unsere Anwältin wenden. Den gesamten Schriftverkehr druckte ich mit einer Gesamtzusammenstellung aus und heftete alles zu einer großen Akte zusammen. Nachdem sich unsere Anwältin, nach einem persönlichen Termin bei ihr, noch mit dem Schriftlichen vertraut gemacht hatte, dauerte es noch einige Zeit, bis die Entwarnung kam. Die Firma rückte letztendlich von ihrer Forderung ab und unsere Anwältin stellte nun ihrerseits die Kosten in Rechnung, die von dieser ehrenwerten Firma bezahlt werden müssen. Warum muss unsere Rechtschutzversicherung bezahlen, wenn wir im Recht sind. 

Ich möchte mit diesem Nachtrag allen Menschen Mut machen, sich zu wehren und nicht alles hinzunehmen, auch wenn es anfangs aussichtslos erscheint.

Heidi Gotti 

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