Runterg’fallen

Ach, wie ist es manchmal beschwerlich, wenn einem beim Essen ein Bröcklein zu Boden stürzt. Mühselig auf den Knien unter den Tisch und die Spuren beseitigen.

Schmunzelnd stellen wir fest: Das wär früher ganz anders verlaufen.

Damals, ja damals gab es noch unseren Seppl. Kaum saßen wir bei Tisch, waren die treuen braunen Hundeaugen unverwandt auf uns gerichtet. Es entging dem Rabauken kein einziger Bissen. Er verfolgte jeden einzelnen, vom Teller bis in unseren Mund. Stürzte der kleinste Teil ab, war unser Vierbeiner sofort dort, um es zu verschlingen.

Bei Herrchen war das Betteln oft von Erfolg gekrönt und das wusste der kleine Gauner.
Wollten wir unseren Hund ärgern, brauchten wir nur „runterg'fallen“ zu sagen. Das Schnüffeln und Suchen ging sofort los. Hinterher saß das Tier erneut und die bittenden Augen blickten uns aufmerksam und erwartungsvoll an.

Heute noch sind wir traurig, weil uns dieser treue Hausgenosse im hohen Alter verlassen musste.

Was durften wir mit ihm nicht alles erleben!

Heidi Gotti

zurück zur Geschichten-Übersicht                zurück zur Hauptseite