Mein Freund Seppl

Die Geschichte eines ausgesetzten Hundes, der wieder ein neues Zuhause fand.
Erzählung über seine Streiche, seine Freuden und Leiden, sein Heranwachsen
und sein älter und alt werden.


Gedanken über die Trauer, ihn hergeben zu müssen und das erlösende Ende, das man einem Tier gönnen muss.

 

Inhalt:

Unser Freund kommt zu uns....

Erziehung und Lernen....

Große Hilfe....

Ausflüge.....

Seppl ist krank....

Die Hundeleine.....

Frauchens Wäsche.....

"Platz" und "Sitz".....

"Pflanzhilfe" und Fußballspielen.....

Winter, Weihnachten und Glatteis.....

Frühling - Geburtstag......

Sommer und Herbst mit Seppl.....

Der erste Urlaub mit Hund.....

Wieder daheim.....

In den Bergen......

Weitere Streiche und Frauchen ist krank.....

Ein weiterer Urlaub und wieder zu Hause....

Urlaub und Zuhause neue Streiche.......

Der letzte Urlaub.....

Ein neues Zuhause....

Der Abschied.....

Neben der Schnellstraße saß er, neben seiner Mutter, ganz klein, hilflos und noch blind, ein paar Schritte zur Straße, und er wäre überfahren worden. Irgend jemand hatte die Beiden ausgesetzt, wollte oder konnte sie nicht mehr behalten. Der Finder nahm sie, nachdem er mehrmals daran vorbeigefahren war, mit nach Hause. Aber trotz Anfrage im Rathaus und Anzeige in der Zeitung gehörten sie zu niemandem. Der Kleine wurde unser neuer Freund - der Hund. Vom Finder wurde er "Seppl" genannt. An diesen Namen hatte er sich gewöhnt und wir nannten ihn auch weiterhin so, wenn wir bei unseren regelmäßigen Besuchen nach ihm schauten.

Ein paar Wochen später, als er seine Mutter nicht mehr brauchte, kam er zu uns. Er passte gerade mal in meine beiden Hände und zitterte am ganzen Körper vor lauter Aufregung, als ich ihn im Auto auf dem Schoß hatte. In seinem neuen Zuhause bekam er eine flauschige Decke als Lager. Nachdem wir im Bett waren zog er Frauchens Unterwäsche vom Sessel herunter, das war sein neues Bettchen - das war kuschelig und die Nähe, die er noch brauchte. Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als wir es sahen. Unser Hund brauchte also noch den Körperkontakt. Aber nach ein paar Tagen gewöhnte er sich auch an seine eigene Decke.

Jetzt stand ein Tierarztbesuch an. Unser Hund musste ja auch untersucht werden. Der Tierarzt gab ihm die nötigen Spritzen und befand ihn ansonsten für gesund. Aber da war unser Seppl schön beleidigt, er war doch so wehleidig. Wir mussten ihn ausreichend bedauern und trösten. Auch sein Alter wurde anhand des Gebisses bestimmt, somit war er ca. 1/4 Jahr alt. Also schnell zurück gerechnet - sein Geburtstag wurde nun auf Mitte März festgelegt - da hat Frauchen auch Geburtstag und es ist somit leicht zu merken. Die Rasse: Ein Mischling aus Schäferhund und Spitz (seine Mutter war ein Spitz-Mischling)

Er sieht auch aus wie ein kleiner Schäferhund, allerdings mit Schlappohren. Seine Beine sind auch etwas dünner, als bei einem Schäferhund. Das Fell ist sehr kurz, er ist somit recht pflegeleicht. Die Fellfarbe überwiegend dunkel, seine Pfoten hell, auch am Kopf hat er helle Bereiche. Aber am schönsten sind die großen,
braunen Augen, die so treu blicken können, es ist soviel Leben und Wärme darin.
Er ist sehr aufmerksam und gelehrig, bei jedem Wort gehen die Ohren rauf und runter und die Augen folgen jeder Geste, dabei zittert der kleine Kerl vor Aufregung.

Für uns ist es sowieso der schönste Hund

Und nun ging's ans Erziehen: jede Stunde raus zum großen oder kleinen Geschäft machen. Tagsüber war das ja kein Problem, aber in der Nacht war das schon hart, wenn alle zwei Stunden der Wecker klingelt. Alleine ging es aber auch noch nicht, er war ja noch so winzig, kam keine Treppe hinauf oder hinunter. Dabei ging's hinunter eher, aber nur durch Purzeln und Fallen. Wenn er nun mal schon unten war und man ging hinauf - war das ein Jaulen und Bellen. Bis sich jemand erbarmte ihn hochnahm und oben hinsetzte.

Das mit dem "Saubersein" klappte eigentlich sehr gut und auch schnell, es gab ja hinterher auch immer eine Belohnung ein "Leckerli".

Es war nun schwer, zu lernen, dass nicht alles für Hunde da ist. Da waren Frauchens Hausschuhe - die hatten es ihm angetan, mmh waren die gut. Die konnte man unter Knurren, Bellen und Schütteln so schön zernagen. Aber warum bekam man da immer eins auf das Hinterteil und immer hieß es "Nein" und "Aus", dann wurden sie einem weggenommen und standen doch wieder so griffbereit am alten Platz.

Nach ein paar Tagen standen dort neue Hausschuhe, oh war'n die schön, die hatten oben ein so schönes weiches Fell. Diese waren aber nicht für Seppl da! Einen alten bekam der Hund und nun hatte er gelernt: der gehört mir, die anderen gehören Frauchen.

Und dann die große Hilfe beim Putzen. Frauchen auf allen Vieren, neben sich den Putzeimer in der Hand den Bodenlappen. Sie wischte den Boden, zwischen ihren Beinen von hinten half Seppl indem er den Lappen im Maul hatte. Er knurrte, den Lappen zwischen den Zähnen, und zog und zog. An Putzen war da nicht zu denken. Nun gab's eine kleine Spielrunde und der Hund bekam einen anderen Lappen, mit dem er durch die Wohnung tobte.

Und was braucht ein Hund? Ein Halsband, eine Leine und einen Hundekorb mit einem ovalen Kissen, gefüllt mit flauschigen Federn und einem schönen bunten Überzug. - Aber was ist das für ein fremdes Ding, es bellt nicht, es bewegt sich auch nicht - und es riecht auch nicht. Oder doch?
Mal anschleichen! Es riecht doch: nach Leckerlies - also zuerst einen Vorderfuß rein, dann den zweiten und dann ein Hopser und der Korb war angenommen.

Aber nicht lange, denn draußen brummt es. Das ist doch Herrchens Auto! Also raus aus dem Körbchen und drauf mit Gebrüll! Das ist ein Jaulen, Bellen und Hochspringen - ein halber Herzinfarkt. Und dann geht's noch mal los mit Herrchen und Frauchen ins Auto und raus ins Grüne zu einem ergiebigen Spaziergang. Was
es da alles zu entdecken gibt für einen kleinen neugierigen Hund. Was das wohl ist, diese glietschigen langen Dinger, die Menschen nennen sie Schnecken.
Schade, dass man sie nicht fressen kann.

Und diese kurzen oder langen Äste. Die kurzen die man unter Knurren und Bellen so schön schütteln und zerbeißen kann; Man kann ihnen nachrennen, wenn sie geworfen werden und sie wieder bringen, zu neuem Werfen ; oder die langen mit denen man Straßensperren machen kann. Wenn man damit auf Menschen zuläuft kann man sie so schön drüber springen lassen. - Aber schade jetzt geht's wieder ins Auto und ab nach Hause.

Diese Spaziergänge gönnten wir uns über Monate jeden Abend und genossen sie alle Drei. Jedes Mal überraschte uns der kleine Kerl mit neuen Kunststücken. Er konnte ohnehin rennen wie ein Wiesel. Zuerst auf der Ebene, dann den Abhang hinauf, so schnell konnte man fast nicht schauen, war er wieder unten. Manchmal mit der Schnauze schneller als der übrige Kerl, dann jammerte er, wenn er sich mal wieder aufgeschlagen hatte und wurde getröstet.

Im Wald gab es so viel zu entdecken, da waren große Löcher (Fuchsbauten), da musste man intensiv schnüffeln und wir hatten Mühe unseren Hund abzuhalten, nicht hinein zu kriechen. Wir hatten entsetzliche Angst bei dem Gedanken, Seppl steckt drinnen und kommt nicht mehr raus! Da half nur Ablenkung: Stöckchen werfen. Es war wahnsinnig wie der Hund über kleinere Büsche, Baumstümpfe und andere Hindernisse hinweg sprang und doch sicher wieder landete. Und schon stand er wieder bellend vor uns, erwartungsvoll und zu allen Schandtaten bereit. Die Augen blitzten, der Schwanz wedelte und der ganze Kerl konzentrierte sich auf jede unserer
Bewegungen, um gleich reagieren zu können.

Dann waren da die Wanderungen an Bächen entlang. Im Wasser gefiel es unserem Hund besonders gut. Einmal hüpfte er einem Stock nach und geriet ins tiefe Wasser. Wir waren ganz erstarrt vor Schreck. Herrchen hatte schon die Schuhe ausgezogen, um Seppl aus dem Wasser zu holen, aber siehe da, er konnte ja schwimmen. Aber jetzt war er durch und durch nass.
Also raus aus dem Wasser und voller Freude und Stolz zu uns und dann: brrrr, brrr, er schüttelte sich und nun hatten auch wir unsere Dusche abbekommen. Das machte er sowieso ausnehmend gern, dass er zu uns kam bevor er sich schüttelte, ob er nass war, oder ob er sich in irgendeinem stinkendem Etwas gewälzt hatte, ließ er uns daran teilhaben, Uns gefiel das natürlich gar nicht!!!

In der Herbstzeit , als es Äpfel gab, war auch Seppl nicht davon abzuhalten, diesen runden Dingern nachzurennen. Als er dann sah, dass wir sie aßen, verspeiste er auch immer einen. Er lag dabei im Gras, hielt den Apfel mit beiden Pfoten fest , nagte daran herum, bis er aufgefressen war. Wenn wir weiter gingen, packte er den Apfel
und trug ihn mit sich, bis wir wieder stehen blieben und er weiter daran nagen konnte.


Die Winter mit Schnee waren auch sehr schön, wenn unser Hund im Delphin- Gang durch den Schnee fegte, oder Schneebällen nachrannte. Nach jedem Spaziergang ging's dann wieder ins Auto und nach Hause.

Das Autofahren war die ersten Male nicht so einfach, ach was war's unserem Hund da schlecht. Was hat Frauchen da putzen müssen, wenn's wieder mal passiert war.
Aber nun ist es vorbei und macht riesigen Spaß, denn der kleine Kerl will ja auch immer und überall mit dabei sein.

Was ist denn heute los! Seppl winselt und rennt herum und schaut uns an, als ob er sagen will: hilf mir doch. Also eine Decke auf die Couch, den Hund hineingewickelt, das Heizkissen dazu. So ist es schön - die nötigen Streicheleinheiten noch dazu und jetzt ist es fast schon wieder gut.

Bei uns Menschen nennt man das "Bauchweh", so ist es, wenn man sein
Fressen immer so hinunterschlingt wie unser Hund.

Auf dem linken Bild ist unser Hund noch krank, aber rechts sieht man, dass es ihm schon wieder recht gut geht, die Neugierde ist schon wieder erwacht:

 

 

 

 

Und nun zur Hundeleine: wie bändigt man einen Hund, der vor Erwartung zittert und voller Energie steckt, der rennen, springen und toben will? Auch Seppl muss lernen, dass man an der Leine nicht ziehen darf.

Was woll'n die bloß immer, dauernd reißen die an der Leine und sagen "Fuß". Ach ist das schwer, da muss ich ja zieh'n wie ein Ochse und schnaufen wie eine Lokomotive. Jetzt bekomm ich auch noch mit dem Leinenzipfel eins aufs Hinterteil! Es ist wohl besser ich füg' mich und bleib' schön neben Frauchen. Ich glaub, jetzt weiß ich, wie Frauchen das will. Wenn wir draußen sind, darf ich auch wieder ohne Leine laufen, dann geht's los. Da kann ich wieder toben und rennen. Außerdem gibt's als Belohnung auch immer wieder ein Leckerli, auf die bin ich sowieso ganz scharf!

Mittlerweile ist unser Hund auch nicht mehr so winzig und oft schon eine "große" Hilfe. Zum Beispiel wenn die ersten Tropfen fallen und Frauchen schnell die Wäsche abnehmen muss. Aber was ist denn das? Wo ist die abgenommene Wäsche, da waren doch Socken im Wäschekorb und BH's von Frauchen waren auch dabei. Unser Hund, nicht groß genug um an den Wäschekorb heran zu kommen, hat es doch irgendwie geschafft, Teile der Wäsche zu klauen. Jetzt rennt er mit den Socken, BH's und sonstigen Wäschestücken aus dem Wäschekorb durch den Garten. Er hat sie ihm Maul und schüttelt und rüttelt damit hin und her. Dazu knurrt und bellt er wie
verrückt. Er will nichts hergeben, da hilft kein Rufen. Der Hund rennt voraus und Frauchen hinterher - sicher ein Bild für die Götter, wie man so sagt.
Jetzt fängt es auch noch an in Strömen zu regnen, was Seppl ja nichts ausmacht, das kann man von Frauchen wiederum nicht behaupten. Also Schicksal nimm deinen Lauf.

Hunde haben ja auch so die Angewohnheit ihre Lieblingssachen irgendwo zu vergraben, also schnell los.

In Zukunft hat Frauchen daraus gelernt und stellt den Wäschekorb hoch genug,
damit der Hund nicht auf dumme Gedanken kommt.

Aber irgendwann war auch Lernen angesagt. Was das immer sollte mit dem "Sitz" und "Platz". Aber mit viel Geduld, Liebe und noch viel mehr Leckerlies gelang auch das und der kleine Kerl strotze vor Stolz. Nur lange ging das nicht, erstaunlich, dass ein so junger, kleiner Hund ein solches Energiebündel sein kann. Auch wachsam war angesagt, bei jedem Laut oder wenn sich was bewegte musste gebellt werden.
Im März geboren war unser Hund im Herbst doch schon ein ganzes Stück gewachsen und hatte eine Menge gelernt. Vor allem war er sehr hilfsbereit.

Bei Frauchen war das Einsetzen von Steingartenpflanzen angesagt. Seppl lag artig daneben: "Platz " hatte Frauchen gesagt. Jetzt waren alle Pflanzen an ihrem Platz, schnell die Gießkanne zum Angießen holen. Aber was ist denn das? Da liegen ja ein paar der gesetzten Pflanzen fein säuberlich nebeneinander auf der Terrasse, und es werden immer mehr. Frauchen legt sich auf die Lauer: Unser Hund packt sie vorsichtig mit dem Maul, zieht sie aus der Erde auf die Terrasse. Es ist kaum zu glauben. Er hat also gut beobachtet.

Jetzt ist Herbst, die Wiesen sind so schön leer. Da macht Fußballspielen mit den Jungs riesig Spaß. Wenn das "Ding" nicht so groß wäre. Aber fest zugebissen - so - jetzt passt es, jetzt ist es platt. Nach 3 kaputten Bällen - Spielverbot - schade.

Aber mit seinen eigenen Bällen darf er noch spielen.

Einen seiner kaputten Bälle hat er sich nach Hause getragen und dort wird er bewacht: 

Winter der erste Schnee, der kleine Kerl, kaum zu sehen im tiefen Schnee. Ach, ist das eine Plage mit dem Durchkommen. Aber auch ein Spaß, man kann so schön rumtoben, scharren und in den Schnee beißen. Auch Schneebällen nachlaufen und wieder bringen macht Spaß.

 

 

Weihnachten, das Fest der Liebe. Was soll dieser komische Baum mitten in der Wohnzimmerecke? Anschleichen und zupfen. Au, da gibt's eins hinten drauf und schon wieder heißt es "Aus". Aber man gewöhnt sich ja an alles. Jetzt singen die auch noch, das gefällt mir aber gar nicht, da muss ich mitjaulen. Oh, da ist ja auch ein Geschenk für mich. Schnell aufreißen und gleich vertilgen!

Januar - Glatteis. Herrchen rutscht auf seinen zwei der Hund auf seinen vier Beinen. Und plumps da liegt Herrchen auf dem Rücken, der Hut daneben. ‚Au fein, den Hut geschnappt - auf den war ich schon immer scharf - und ab die Post in den tiefen Schnee, unter Knurren und Bellen wird er geschüttelt. Nein, nein den geb ich nicht mehr her, auch nicht auf "Fuß" und "Aus". Herrchen muss nun zähneknirschend selber in den tiefen Schnee und den Hut holen. Oh, das gibt Schimpfe. Hinterher steht er dann wieder da und schaut einen an, als ob er kein Wässerchen trüben könne. 

 

Es ist März, der erste Geburtstag. Was ist denn das, eingepackt in buntem Papier. Das muss ich wissen. Also mit den Pfoten festhalten mit den Zähnen reißen - au fein - das sind ja neue Leckerlies, das ist ja wie Weihnachten.

 

Erdbeerzeit. Was macht Frauchen da ständig im Garten. Das muss ich erkunden. So rote Dinger, die müssen schmecken. Mal mit Betteln probieren - hat geklappt -schmeckt gut. Jetzt geht's ans Selberpflücken, aber - gut beobachtet, man glaubt es nicht - nur die roten Beeren, wie die Menschen.

Seppl hat nun auch gelernt, dass er im Garten nichts verloren hat. Nur auf den Wegen darf man laufen. Auch das Graben in den Beeten ist verboten, er bekam eine eigene Ecke, in der er graben darf. Dort sind schon riesige Löcher entstanden, in die er auch schon verschiedene Sachen - "Beute" - verbuddelt hat.

Frauchen muss arbeiten und sperrt Seppl ins Kinderzimmer. Ich will aber mit, zu spät das Auto ist fort. Ah, das Fenster ist offen, ein Sprung und nun hinterher.
Frauchen sitzt im fahrenden Auto: " Was rennt denn da hinten, sieht aus wie unser Hund. Das ist ja unser Hund!"

Endlich hat sie mich gesehen, die Autotüre ist offen und schnell hinein. So ich passe nun auch auf alle Akten und Ordner auf. Das macht er wirklich, es darf sich niemand dem Auto nähern. Sofort wird gebellt und geknurrt, sollte jemand auch nur den kleinen Finger in den Spalt des geöffneten Fensters stecken, ich glaub Seppl würde zubeißen.

Und jetzt ist Kirschenzeit. Auch die mag ich, ich mag alles was Herrchen oder Frauchen mögen.! Aber die spucken immer etwas aus, mal probieren. So auch das ist geschafft.
(Man würde es nicht glauben, wenn man's nicht gesehen hätte, der Hund spuckt die Kerne aus wie ein Mensch).

Jetzt im Sommer ist es auf unserer Terrasse unter der Markise besonders schön. Die Liege aufgestellt und ..... Aber das wird nichts mit dem gemütlich liegen, der Hund war schneller, ein hops und er ist drauf. Frauchen legt sich dazu, aber unser Seppl macht sich breit und rückt keinen Zentimeter.

Eine zweite Liege muss her! Es kann auch eine preiswertere sein. Aber unser Hund hat bald erkannt, welche weicher und bequemer ist. Ein Hopser und er ist drauf und........


 

 

 

 

Genauso ist es im Wohnzimmer auf dem Sofa und auf den Polstersesseln, da ist er auch immer die Hauptperson und man muss ihm oft genug sagen, dass sein Platz im Korb ist. Aber meistens erfolglos, wie man auf den nachfolgenden Bildern erkennen kann:


Aber er möchte auch immer bei uns sein, wo es auch immer ist. Dann möchte er gestreichelt werden und brummt und grunzt genüsslich dabei.

Jetzt im Herbst sind die Spaziergänge besonders schön, wenn das Laub so schön gefärbt ist. Unser Bach, an dem wir oft entlang gehen plätschert munter. Wie immer muss unser Hund drin rumplantschen! Aber was ist das, es färbt sich alles rot und Seppl jammert. Schnell nachgeschaut! Seppl hat sich den Fußballen aufgeschnitten. Ausgerechnet diesmal sind wir zu Fuß unterwegs. Frauchen trägt den Hund, jetzt sind ihre Kleider auch schon verschmiert. Wie schwer so ein Hund werden kann!
Sie muss rasten, aber Gott sei Dank, jetzt sind wir wohlbehalten zu Hause angelangt. Nun wird der Hund verarztet und der Fuß wird verbunden, damit er nicht alles verblutet. Das ist aber nicht so einfach, denn der Verband stört ihn und dauernd reißt er dran rum. Da muss man Strenge walten lassen und ihn ständig im Auge behalten.
Am Abend hat das Bluten aufgehört und nach ein paar Tagen Schonung ist die Wunde fast ganz zugeheilt.

Es weihnachtet wieder und Seppl holt mit Frauchen für sein Herrchen ein Geschenk.
Frauchen hat's ihm gelernt. Es geht raus zur Haustüre und wenn der Hund Münzgeld klimpern hört, weiß er schon, wo es hingeht. Er rennt voraus, über die Straße, in die nächste Nebenstraße. Dort hängt ein Zigarettenautomat, darunter ein Mäuerchen. Ein Hopser und Seppl ist oben und zittert vor Erwartung.
Frauchen steckt das Geld in den Automaten und zieht eine Packung HB heraus. Jetzt heißt es "Sitz" und dann ein Schnapper und unser Hund hat die Zigaretten im
Maul und ab geht die Post in Richtung nach Hause. Ums Haus herum zur Terrassentüre. Dort bellt er und wird eingelassen und dann läuft er im Wohnzimmer
herum, die Zigaretten im Maul, er macht sich ganz groß, läuft im Kreis, nach rechts nach links, jetzt heißt es "Aus"! Aber er will die Packung zuerst nicht hergeben, will noch ein paar Mal gebeten werden, letztendlich klappt das auch noch und dann sitzt er ganz stolz da und bekommt zur Belohnung sein Leckerli.

Einmal, beim Zigarettenholen, es war schon dunkel, ist ihm eine Katze begegnet, die musste auch noch verjagt werden. Da dachten wir, jetzt sind die Zigaretten futsch, aber nein, trotz lautem Bellen und einem Ausflug in die nächste Nebenstraße hat er sie heil heimgebracht.

Das Prinzip mit "Sitz" und dem "Schnapper" hat dann auch beim Briefträger geklappt. Den stellte er jeden Tag, wenn er ihn erwischte und jagte ihm einen Schrecken ein, durch Knurren und Bellen. Nun hieß es "Brief" und er bekam die Zeitung ins Maul, hiermit akzeptierte er auch den Briefträger. Gewusst wie. Und hier steht er mal wieder und wartet auf den Briefträger, seine "innere Uhr" sagt ihm: Bald ist es soweit:


Jetzt ist Seppl schon 2 1/2 Jahre alt und darf auch mit in Urlaub. Herrchen stopft das Auto voll. Der Hundekorb ist schon drin, Futter - Fleischdosen - sind auch schon eingepackt. Das Regenhandtuch zum Abtrocknen wenn es regnet liegt frisch gewaschen im Körbchen. Dann kann's ja losgehen.
Die Fahrt dauert ja ewig. Ah, endlich Pause, schnell raus zum Geschäftchen
machen.

Nun sind wir am Ziel, aber da kenn' ich mich ja gar nicht aus. Es sind so viele hohe Dinger um uns rum, Herrchen nennt sie Berge.

Nach dem Auspacken, der Korb hat auch schon seinen Platz, geht's auf Tour. Oh, ist das fein so viel zum Schnuppern und erkunden und so viele andere Hunde. Da muss man doch jaulen und bellen.

Diese wunderschönen Bergblumen und unser Hund mittendrin. Dann die großen Felsbrocken, von denen man alles genau kontrollieren kann:


So jetzt eine Rast, was meckert denn da, ach, Ziegen sagt Frauchen, und das stinkt. Da wird Käse gemacht. Nach einer Rast und einer Stärkung, der Käse schmeckt uns allen Dreien ausgezeichnet, geht es auf den Rückweg.

Wieder in der Pension und da steht ja mein Lieblingsfressen. Draufgestürzt - Wasser hinterher und ab ins Körbchen. Aber man hat ja keine Ruhe. Nochmal ins Auto: Herrchen und Frauchen haben ja auch noch Hunger. Der Hund muss im Auto bleiben, das ist ihm aber egal, dann hat er wenigstens seine Ruhe. Nach der Heimfahrt zur Pension darf Seppl zum letzten Mal "pinkeln", dann geht's ab in den Korb und es wird geschlafen.

Aber auch nachts muss man als Hund aufpassen, wehe es regt sich was im Haus. Bellen darf ich nicht, da bekomm ich eins hintendrauf, das hab ich in der ersten Nacht lernen müssen, aber knurren muss ich schon, muss doch zeigen, dass ich wache. 
Das hat unsere Pensionswirtin sehr beeindruckt, wer es auch war und wann auch immer unser Seppl hat es wahrgenommen. Der große Sohn unserer Pensionswirtin dachte, er kann unseren Hund austricksen, indem er leise über das Treppengeländer nach oben turnte, aber weit gefehlt. Am Schluss meinte er, ich kann es machen wie ich will, er hört mich immer. Ich hör ihn dann hinter der Türe schnüffeln und knurren.

 

Aber Hauptsache das Körbchen ist dabei. Das steht auch im Urlaub neben Frauchens Bett:

 

 

 

Am nächsten Morgen geht's auf große Tour. Herrchen hat den Rucksack auf dem Rücken. Es geht steil bergauf. Da muss ich doch gleich mal vorausrennen. Aber wo bleiben die denn, also noch mal zurück und gebellt: Auf, auf! Frauchen denkt ich hab Durst, Feldflasche raus, aber das mag ich nicht, die Pfütze dort ist viel besser für mich. 

Dass die das Ding überhaupt mitschleppen, ich bin doch ein schlauer Hund, ich find mein Wasser.

Es wird immer steiler, aber es sind noch mehr Menschen unterwegs.
Einer sagt: Ach der arme Hund, der kommt da ja nicht rauf. Was heißt hier "armer Hund" ein Hopser und ich bin oben, denn da oben ist ja auch ein interessanter Pudel.
So geschafft, jetzt sind wir ganz oben. Da ist ein großes Kreuz und so riesige schwarze Vögel wollen alles haben was den Menschen vom Vesper runterfällt. Weg da, das gehört aber mir.

Nach Herrchens und Frauchens Rast, ich mach ja keine, hab keine Zeit, muss alles auskundschaften, geht's wieder bergab. Aber das dauert bis die kommen, da muss ich immer wieder zurück und bellen. Ah, ein Schneefeld, ach ist das schön. Rumtoben und in den Schnee beißen.

Da kommt eine Hütte. Herrchen stellt den Rucksack hin, den Fotoapparat daneben. Ich werde drangebunden, das heißt:: Seppl aufpassen auf die Sachen. Das mach ich doch auch glatt, wehe es kommt einer zu nahe, dann gib ich sofort Laut, knurre und im Notfall beiße ich auch.

 

Zum Abendessen geht's heute zu einer anderen Hütte, die wir zu Fuß erreichen können. Ein paar Häuser von der Herberge entfernt kommt so ein komisches Tier mit zwei Hörnern. Frauchen sagt "Gemse" dazu. Diese Gemse will doch scheinbar mit mir spielen. Sie rennt mir hinterher, aber ich gib Gas, mich bekommst du nicht. Den Berg rauf, den Berg runter. Jetzt sind wir schon ziemlich weit von unserer Herberge weg, aber sie ist noch immer da. Das macht Spaß. Da eine Bank, da renn ich, klein wie ich bin, drunter durch, da kann sie nicht mit. Denkste, die springt im hohen Bogen drüber und weiter geht's.
Mittlerweile ist uns das nicht geheuer. Geschafft da ist unsere Hütte, wir sind die letzte Strecke alle zusammen gerannt und haben dadurch ein bisschen Terrain gewonnen. Frauchen hat mich ganz schnell an die Leine genommen und Herrchen stellt sich zwischen Gemse und uns. Schnell die Treppen zum Eingang rauf, die Türe auf und rein. Die kommt doch tatsächlich auch die Treppen hoch und will mit in die Hütte, schnell die Türe zu.

Was sagt Frauchen, indem sie zum Fenster rausschaut? Geben Sie der Gemse da draußen doch auch ein Bier!

Anmerkung: Am nächsten Tag beim Frühstück klärt uns unsere Pensionswirtin auf. "Was, der hat mit der "Gams" gspielt, des is a Hundekillerin. Die hat erst vor zwei Wochen einem Hund den Bauch aufgschlitzt".

Die Gemse ist ein paar Häuser weiter auf einem Bauernhof zu Hause. Sie war als junges Tier verletzt und die Bauersleute haben sie aufgezogen. Sie ist sehr zahm, nur auf Hunde hat sie es abgesehen.

So nun ist der Urlaub zu Ende. Es wird alles eingepackt und es geht wieder heim.

Daheim warten die Buben, mit denen man so schön rumtoben kann.

 Seppl in unserem Gartengrundstück, den Schwanz hoch erhoben, schaut er erwartungsvoll, als ob er sagen wollte: Wann toben wir endlich weiter?

Heute ist ein Handwerker im Haus, das hat Seppl natürlich längst bemerkt und wartet auf einen günstigen Augenblick. Was nicht hergehört muss verjagt werden. Raus zur Wohnungstüre, die Treppe runter mit Gebrüll - schade - hat nicht geklappt. Der Handwerker konnte sich gerade noch ins Zimmer retten und die Türe hinter sich zuwerfen. Und nun springt unser Hund an der Türe hoch, bellt und knurrt. Der Handwerker ist eingesperrt und traut sich nicht heraus, bis er von Frauchen aus seiner misslichen Lage befreit wird.

Es ist Wahnsinn beim Spazierengehen wie viele Hunde es da gibt. Große, kleine und mittelgroße, so wie ich. Aber da kommt ein größerer gerannt und packt mich. Ich werde hin und her geschüttelt. So endlich bin ich wieder frei, jetzt wehr ich mich, aber Frauchen lässt mich nicht, sie fasst nach meinem Halsband. So nun hat der andere Hund zugebissen und sie blutet, selber schuld. Frauchen zieht eine Blutspur bis nach Hause, hoffentlich ist der Hund gegen Tollwut geimpft.

Beim letzten Spaziergang wollte "Bobby" - das ist ein Dackel - mich beißen. Er hing an meinem hinteren Fuß und ließ nicht mehr los. Frauchen hielt mich fest und Bobbys Frauchen hielt den Dackel und die anderen Frauen, die auch mit ihren Hunden dabei waren, haben Bobbys Schnauze aufgemacht und meinen Fuß rausgeholt. Gott sei Dank ist nichts passiert. Einige Zeit später erfuhren wir, dass Bobby eingeschläfert werden musste, da er zu aggressiv geworden war.

Jetzt ist es Herbst. Die Gummistiefel und der Anorak werden eingepackt, der Hund darf natürlich auch mit. Es geht in den Garten, Frauchen will die Kartoffeln ausgraben. Seppl sitzt daneben. Frauchen hackt mit dem Karst, plötzlich wimmelt es da: lauter kleine Mäuse! Oh, drauf mit Gebrüll, mmmh das schmeckt! Aber Frauchen schimpft und schreit "Aus". Aber das hilft nichts, unser Hund erstickt fast vor lauter Gier, es kracht beim Zubeißen und das Blut läuft ihm aus der Schnauze, aber alle Mäuschen hat er doch nicht erwischt. Frauchen schüttelt sich vor Ekel.

Und wieder ist es Winter und Hasen jagen macht Spaß! Die haben im Garten ja auch nichts verloren.

Bis in den Wald jagt unser Hund die Hasen, die sich in unserem Garten über den Kohl her machen wollen.

 

Das linke Bild zeigt Seppls Mutter, rechts zeigt sie ihm, wer hier das Sagen hat:

Besuch bei Seppl's Mutter: "Susi" wurde sie vom Finder genannt, der die Hündin behalten hat. Aber sie will von ihrem Sohn nicht mehr viel wissen, sein Gebell und Gehopse regen sie auf. Sie knurrt und schnappt auch nach ihm, was für eine Enttäuschung!

Wieder ist Weihnachten und ihm Wohnzimmer auf dem Tisch duftet es. Frauchen hat "Nein und Aus" gesagt. Aber die Verlockung ist größer, die Weihnachtsplätzchen riechen zu gut. Also rauf auf den Sessel und auf den Tisch. Aaah, das schmeckt! Frauchen kommt, schnell runter und in die Ecke verkrochen, die Ohren angelegt. Natürlich hat sie es gleich bemerkt und jetzt gibt's Haue, da hilft kein Winseln und Jaulen. Das mach ich nie mehr!!!

 

Es ist Frühling, draußen blüht es wieder und Frauchen hat Blumen gepflückt. Sie riecht. Ich will auch und darf auch. Frauchen sagt "Blumi". Ich versteh ja auch alles! Ich bin ein schlauer Hund!

Die Jungs spielen mit mir, sie lassen mich Stöckchen holen und drüber springen. Hochspringen und drunter durchkriechen. Frauchen sagt: Ihr bringt ihm nur Dummheiten bei! Das find ich nicht, es macht riesig Spaß, nur weiter so! Wenn's ums Toben geht bin ich immer dabei.

Nur am Spielplatz da gefällt es mir nicht mehr, Die Rutsche runter, das war etwas zu schnell , da reiß ich aus und renne heim. Mittlerweile find ich den Weg auch allein. Zuhause bekomme ich wohl Schimpfe, wenn ich wieder einmal ausgerissen bin, aber das nimm ich in Kauf.

Es ist Urlaubszeit und wir sind wieder in den Bergen, jetzt kennt sich
Seppl schon aus. Morgens vor dem Frühstück darf er kurz Gassi gehen mit Frauchen. Dann bleibt er auf dem Zimmer. Aber nach dem Frühstück geht es jeden Tag auf Tour. Das macht Spaß! Aber heute ist es schwierig, denn kaum auf dem Berg, kommt schon der Nebel! Der Weg zurück wäre weiter und noch schwieriger, denn von dort steigt der Nebel. Also schnell vorwärts immer der roten Markierung nach.
Der Nebel ist aber schneller als wir und hat uns eingeholt und man kann keine Markierungen mehr sehen. Aber unser Superhund ist ja da, er schnuppert den Weg und läuft - angeleint - munter vor uns her. Seppl wurde an die Leine genommen, weil wir dachten, dass wir ihn sonst verlieren, dabei ist er uns so zur Hilfe geworden. Plötzlich hört der Weg auf, vor uns nur Schnee und natürlich auch keine Markierung, ob unser Seppl das schafft? Da tauchen zwei Männer vor uns auf, die sind von der Bergwacht und haben einen großen Schäferhund dabei. Die sagen uns wir sollen
den Spuren ihres Hundes folgen und das schnuppert unser Seppl ja auch wieder. Das Schneefeld ist riesengroß und plötzlich hören wir Rufen und Schreien: Hallo, hallo! Rechts von uns sehen wir etwas Dunkles, das sind ja Menschen mindestens 15 Männer und Frauen. Sie kommen zu uns, rüber und wissen den Weg nicht mehr. Sie wollen in die andere Richtung und nach dem Tipp, den Hundespuren zu folgen, sind sie glücklich, dass wir ihnen helfen konnten. Wir gehen weiter, aber es ist so weit! Jetzt haben wir Angst, uns verlaufen zu haben, aber unser Hund marschiert immer weiter, und plötzlich sehen wir etwas Dunkles vor uns, es sind Felsen. Da ist auch schon die erste Markierung, Gott sei Dank!

In der nächsten Bergstation bekommt unser Seppl eine dicke Belohnung, ein Würstchen, das er auch gleich verschlingt.
Da es jetzt in Strömen regnet wird per Funk ein Bus rauf beordert, denn wir sind nicht die Einzigen, die sich dorthin gerettet haben. Der Busfahrer hat den Bus angeheizt, es ist schön warm drinnen. Er lässt auch den Motor laufen, damit es warm bleibt. Aber unser Hund bockt, die vielen Menschen und das Motorengebrumm, er hat Angst.

Ganz stur und abgewandt sitzt unser Hund und rührt sich nicht von der Stelle.

 

 

Er drückt sich an Frauchens Beine und ist nicht zu bewegen einen Schritt zu gehen. Nun wird er hochgenommen und im Bus sitzt er zitternd zwischen unseren Beinen und wird gestreichelt. Langsam beruhigt er sich, es siegt doch das Vertrauen, das er zu uns hat.

Der Bus bringt uns sicher nach unten zu unserem Auto, obwohl es während der Fahrt nicht so aussieht. Die Bergstraße nach oben zur Station ist für so große Fahrzeuge nicht gedacht, es geht sehr eng zu und manchmal denken wir, hoffentlich stürzen wir nicht ab. In manchen gefährlichen Kurven können wir unsere Angstschreie kaum unterdrücken. Unten haben wir alle weiche Knie und steigen erleichtert aus, aber erst, nachdem unser Busfahrer ein Trinkgeld bekommen hat, das hat er sich auch verdient.

Jeden Tag werden ausgiebige Ausflüge gemacht, oft sind wir 6 - 8 Stunden und manchmal sogar länger unterwegs. Wo unser Hund die Energie hernimmt, nach Stunden, wenn wir müde irgendwo Halt machen, rennt er immer noch ohne Rast und Ruh herum.

Von manchem Gipfeln kann man das Tal nur zu Fuß oder per Sessellift erreichen.

Der Lift ist uns aber mit Hund doch zu gefährlich, obwohl uns unser Hund absolut vertraut und auch schwierige Situationen mit uns schon gemeistert hat. Also schicken wir Herrchen, der den Berg runter mit den Beinen Schwierigkeiten hat, mit Gepäck im
Sessellift hinunter. Unser Seppl ist mit Frauchen dann zu Fuß unterwegs, wobei er auch nicht von ihrer Seite weicht, er muss ja aufpassen. Jeder andere Wanderer, der uns zu nahe kommt wird angebellt. Das Wiedersehen unten ist dann eine riesige Freude.

Jeden Abend nach dem Abendessen, es ist da schon immer dunkel, halten wir mit dem Auto noch einmal, dann darf unser Hund ein letztes Mal sein Geschäftchen machen. So auch diesen Abend. Aber scheinbar hat er diesmal eine Kuh gestört, die rennt auf einmal hinter Seppl her und lässt sich nicht abschütteln. Er ist wohl schneller und das Spiel gefällt ihm, aber uns nicht, denn sie hat es auch auf uns abgesehen! Jetzt sehen wir auch den Grund, sie hat ein Kalb bei sich, das sie beschützen will.
Aber es hilft alles nichts, auch gutes Zureden nicht, wir müssen uns was ausdenken.
Wir teilen uns, die Kuh läuft Frauchen hinterher, Herrchen bindet unseren Hund schnell an und verschwindet ins Auto. Frauchen versteckt sich in einem dicken Busch und das Tier beruhigt sich wieder. Gott sei Dank! Das war ein Schreck in der späten Abendstunde.

Es hat anfangs schon einige Zeit gedauert, bis unser Hund die Kühe akzeptierte, ohne sie zu jagen, wie hier auf dem Bild. 

Aber auch dieses Jahr geht der Urlaub zu schnell vorüber, wir verabschieden uns von unserer Pensionswirtin und fahren wieder heim.

Jetzt ist unser Hund schon 4 Jahre alt und ein Schlitzohr sonders gleichen. Er hat schon mitbekommen, dass uns manchmal beim Essen oder Kochen was runterfällt. Es braucht nur jemand "runtergfallen" zu sagen, so steht er auf der Matte und sucht, dann ein Schnapper und weg ist es. Natürlich steht er jetzt, wenn gegessen wird, auf "Hab Acht".
Besuch ist da, es wird gegrillt, das Steak stürzt ab und obwohl frisch vom Grill und wahnsinnig heiß, ist es ein Zubeißen und unser Hund rennt, um es in Sicherheit zu bringen. In eine Gartenecke verkrochen wird das Fleisch genüsslich verspeist, da hilft auch kein Zetern mehr.
Somit sind wir bei einem anderen Problem, dem Betteln. Unser Seppl kann sich hinsetzen, wenn gegessen wird, und die treuen Augen blicken erwartungsvoll, bis sich jemand erbarmt. Dann geht das Ganze wieder von vorne los. Entweder es führt zum Erfolg, oder man muss ihn lange genug ignorieren.

Jetzt im Spätherbst gefallen dem Hund die Spaziergänge besonders gut. Er hat sich da nämlich etwas angewöhnt, das uns gar nicht gefällt. Die Bauern haben wieder einmal "Schwemm-Miste" ausgefahren und das stinkt. Aber das ist scheinbar bei Hunden besonders beliebt. Also rein ins Vergnügen und drin herumgewälzt. Bis Frauchen schreit ist es schon zu spät. Diesmal wird unser Seppl schon vorher gewarnt, aber ein Augenblick der Unachtsamkeit genügt und schon ist es wieder passiert. Aber diesmal hat Frauchen eine neue Taktik.
Zu Hause angekommen, wird die Haustüre gar nicht erst aufgeschlossen. Frauchen greift sich die nächste volle Gießkanne und drauf auf Seppl! Oh, das gefällt ihm gar nicht! Er schüttelt sich - das mag ich nicht -! Was bringt Frauchen denn jetzt! Igitt, Igitt, das ist ja Spülmittel ! Sie schüttet es auf mich und nun mit der Bürste, das gefällt mir auch nicht und nun noch Wasser hinterher!
Oh, ich armer Hund! Ich glaub, ich lass es das nächste Mal doch lieber sein! Strafe muss sein! Hoffentlich merkt sich Seppl diese Lektion. Leider führte es nicht zu einem dauerhaften Erfolg.

Frauchen liegt im Bett, warum steht sie nicht auf. Herrchen sagt, sie ist krank. Komm Seppl wir gehen "Gassi", aber Seppl will nicht. Er liegt neben ihrem Bett, will nichts fressen und auch nichts saufen. Mit seinen treuen Augen schaut er sie an, will sagen: komm, steh auf! Jetzt springt er aufs Bett, legt sich am Fußende hin, aber sie regt sich nicht.


So geht das den ersten Tag, abends war der Hund nur kurz draußen, sein Geschäftchen machen, gefressen hat er nichts, nur einmal etwas gesoffen. Frauchen ist wie seine Mami, sie war immer da, von Anfang an, als er noch ganz klein war. Herrchen musste ja immer fort ins Geschäft. Aber sie war da, hat ihm geholfen, wenn er etwas nicht konnte, war mit ihm Gassi, gab ihm das Fressen, hat ihn getröstet und gepflegt, wenn er krank war. Deshalb muss er sie jetzt auch behüten und ihr helfen, auf seine Art. Den zweiten Tag, sie steht immer noch nicht auf, er macht Männchen er jault und führt sich auf, um ihr zu imponieren. Alles hilft nichts. Aber am dritten Tag geht es Frauchen schon etwas besser, sie spricht mit Seppl und er ist ganz glücklich, jetzt kann er auch wieder fressen, die Welt ist wieder in Ordnung.

Es ist wieder Winter und der Hund hat ein ganz dickes Fell bekommen. Frauchen kommt mit der Bürste und dem Kamm. Aber das mag ich doch nicht, denkt Seppl und schon ist er weg. Aber es hilft kein Ausrücken, wenn man gerufen wird muss man kommen sonst gibt's Zoff. Und nun geht's los, zuerst die Bürste. Mmm, das geht ja noch, tut nicht mal weh, man könnte sich daran gewöhnen. Aber jetzt kommt der Kamm an die Reihe. Au, das reißt, das mag ich nicht, merkt sie das denn nicht? Sie sagt, gleich sind wir fertig und tatsächlich es ist geschafft.

Es ist wieder Frühjahr geworden, es hat gegossen beim Spazieren gehen. Frauchen hat Seppl zu Hause schön abgetrocknet, er hat da sein eigenes Handtuch, und das Abtrocknen genießt er sichtlich. Er brummt, er grunzt wie ein Schwein und drückt sich richtig in das Tuch hinein. Dann rennt er weg, wälzt sich am Boden, schüttelt sich - das sieht Frauchen gar nicht so gern - und nun will er weiter abgetrocknet werden. Zum Schluss bekommt er noch die gewohnten Streicheleinheiten und dann zieht er sich zufrieden zurück.

Aber was macht Frauchen schon wieder? Das macht sie immer im Frühling, wenn ausgesät wird. Jeden Morgen das selbe Spiel, sie hat da so Schalen, da ist Erde drin, die trägt sie jeden Morgen auf die Terrasse und abends werden sie wieder ins Haus gebracht.. Ah, da muss ich gleich helfen. So, geschafft! Aber die Erde ist rausgefallen und nun schimpft Frauchen. Man kann aber auch nichts recht machen!!!
So wie mit dem Gummibaum, da wollte ich auch helfen, die Erde rausbuddeln, die war schon so lange drin und dann bekam ich eins hinten drauf. Manchmal sind die Menschen doch recht undankbar.

Heute geht's einkaufen, aber das gefällt mir nicht, die vielen Leute, immer muss ich mich klein machen, dass mich niemand tritt. Gott sei Dank Frauchen hat mich hochgenommen und über die Schulter gelegt, da kann ich wenigstens etwas sehen
und niemand kann mich mehr treten. Endlich sind wir wieder im Auto und es geht nach Hause.
Aber zu Hause ärgert Herrchen den Hund. Auf den eingekauften Sachen kleben immer solche Etiketten und Preiszettelchen, er nimmt sie ab und klebt sie unserem Hund auf den Kopf, den Rücken und den Schwanz. Das kann er gar nicht brauchen, er springt herum wie ein Wilder und versucht, die Kleber mit den Pfoten abzustreifen. Die meisten bringt er weg, beim Rest wird etwas nachgeholfen. Das Spiel gefällt ihm, er bellt wie verrückt und verlangt "Zugabe". Herrchen bindet ihm ein Band um den Hals, Seppl reißt so lange mit den Pfoten daran, bis die Schleife aufgeht. Dann schnappt er sich das Band und rennt damit durch die Wohnung, ein paar Minuten später ist es zerrissen. Der Hund hat eine gewaltige Kraft in den Zähnen.
Jetzt wird ein anderes Band um seinen Schwanz gebunden. Unser Hund dreht sich im Kreis und "zack" hat er die Schleife aufgemacht und ist wieder "Sieger".
Genauso reagiert er, wenn Herrchen ihn am Ohr ziehen will. Man braucht nur "Ohrchen" zu sagen, dann bellt er und hüpft wie ein Gummiball. Diese Spiele gefallen ihm. Die Ausnahme ist Frauchen, sie darf seine Ohren zwirbeln, das duldet er - niemand weiß warum.

In unserem großen Garten gibt es immer eine Menge zu tun. Heute ist es sehr warm, für Ende April fast zu warm. Frauchen setzt irgend etwas ein, sie nennt es Dahlien. Da gräbt sie so große Löcher, aber das kann ich auch! Aber Frauchens Löcher sind schöner und größer, da kann man sich so schön reinlegen und es ist angenehm kühl.
Jetzt bin ich aber beleidigt, dauernd jagt sie mich raus,
Und jetzt kommt auch noch etwas angeflogen, das brummt, au, schon ist es passiert, nun hat mich was gestochen. Unser Hund schießt durch den Garten wie eine Rakete und ab unter den nächsten Busch. Jetzt ist er beleidigt und jammert, da kann er sehr wehleidig sein. Er liegt unter dem Busch in Demutshaltung und kann einem richtig leid tun.
Frauchen sagt "Bieni". Wenn sie das wieder sagt und auch noch dazu brummt geh ich in Zukunft in Deckung. Das hat Seppl sich für sein ganzes weiteres Leben gemerkt. Wenn wir ihn necken wollten, machten wir nur das Brummen und Summen der Bienen nach und sagten "Bieni", und schon ging unser Hund in Tauchstellung.

Zuhause wartet Herrchen, das Mittagessen ist schon fertig, mal sehen was für den Hund abfällt. Wie immer wird gebettelt. Frauchen hält ihm etwas vor die Schnauze, zum Abgewöhnen - Sauerkraut - mmhhh, lecker. Ich sag's doch ich mag alles was euch schmeckt. Aber einmal haben wir ihn drangekriegt, mit einer Knoblauchzehe, die hat er doch ganz schnell wieder ausgespuckt. Gelernt hat er dabei aber nichts.

Jetzt im Sommer wird wieder der nächste Urlaub geplant. Es werden neue Wanderklamotten und Bergschuhe gekauft, für schwierigere Touren durchs Gebirge.
In unserem Urlaubsdomizil angekommen, fangen wir - wie immer - mit kleineren Spaziergängen an. Aber dann geht's schon morgens los. Der Anmarsch ist diesmal auch weiter als sonst, und es geht steil bergauf. Oben sind wir ganz
allein und gehen immer den roten Markierungen nach. Da ist alles Stein, fast keine Pflanzen gibt es, nur ab und zu etwas Nadelgewächs.
Frauchen hat Angst, dass dem Hund etwas passiert. So ein Blödsinn, ich pass doch selber auf mich auf. Aber hier komm ich doch nicht weiter.
Frauchen ist hochgestiegen und Herrchen nimmt mich hoch und hebt mich rauf zu Frauchen, die nimmt mich in den Arm. Unter uns ist eine breite und tiefe Spalte, und jetzt muss auch ich zittern und kralle mich richtig fest. Jetzt ist Herrchen
auch wieder da, nimmt mich und Frauchen klettert weiter, dasselbe Spiel beginnt wie vorher. Aber jetzt ist es geschafft. Jetzt werd ich an die Leine genommen. Da ist ein riesiges Steinplateau, unterbrochen von lauter breiten und tiefen Felsspalten. Man nennt das Gebiet die "Gottesäcker". Wir laufen richtig Slalom um die Spalten herum. Dann geht's irgendwann wieder bergab und der Baum- und Pflanzenbewuchs fängt an. Diesmal kommen wir direkt bei unserer Herberge runter, deshalb war der Anmarschweg so weit.


Am nächsten Tag ist Ausruhen angesagt. Frauchen und Herrchen liegen auf ihren Liegestühlen bei der Pension, auch unsere Pensionswirtin hat sich zu uns gesetzt. Jetzt wird erzählt und gelacht.
Aber was ist das: eine Katze, die muss weg, also los, aber ich bin ja angebunden und reiß Frauchen und die Liege mit. Aber es ist geschafft die Katze ist weg und unser Hund bläht sich vor Stolz. Er macht sich ganz groß und will gelobt und gestreichelt werden.


Auf unserer nächsten Tour, wir sind schon ziemlich hoch oben, taucht auf einmal ein paar Meter über uns ein Tier auf. Herrchen sagt: Oh eine Gemse. Das lässt sich unser Hund nicht zweimal sagen und weg ist er mitsamt der Gemse.
Es hilft kein Rufen und kein Schreien. Frauchen versucht, hochzuklettern, aber das ist viel zu gefährlich. Ist das ein Schreck, wo ist der Hund, was machen wir jetzt. Wieder rufen, zuerst böse, dann lockend. Nichts! Warten - noch immer nichts. Wir malen uns schon aus was wir tun könnten, wenn der Hund nicht mehr auftaucht. Aber auf einmal steht der Rabauke neben uns, als  ob gar nichts gewesen wäre. Jetzt haben wir viel Zeit verloren und es ist sehr gefährlich, ab einer bestimmten Zeit noch in den Bergen zu sein. Man sieht dann ja auch nichts mehr. Aber es ist ja noch mal gut gegangen und wir kamen wohlbehalten unten an.


Wir sind schon einmal - bei 2000 m Höhe - gerade noch in die Bergstation gekommen, es war schon stockdunkel und die ersten Blitze zuckten. Als der Guss runterging rannten wir noch schnell die Treppen hoch. Dann saßen wir drinnen und sahen die Blitze zucken und in die Felsen und Gipfelkreuze einschlagen. Auch Menschen waren dort draußen in der Felswand noch unterwegs, man konnte sie sehen, wir wollten nicht tauschen mit ihnen.
Unser Hund kuschelte sich an unsere Beine, als ob er sagen wollte, ihr beschützt mich ja. Wir mussten ziemlich lange warten, denn die Bergbahn konnte bei Gewitter nicht fahren, es wäre viel zu gefährlich gewesen. Dann war es schon sehr spät, gewöhnlich fährt um diese Zeit keine Bahn mehr, aber es hatten sich viele Menschen eingefunden und die mussten ja alle noch ins Tal, zu Fuß war es jetzt schon zu dunkel. So kamen wir doch wieder sicher unten an, unsere Wirtin hatte sich schon Sorgen gemacht.


Nun sind wir wohlbehalten zu Hause und der Alltag hat uns wieder.
Nach dem Urlaub sieht es im Garten immer grausig aus, alles ist voller Unkraut. Also ran an die Arbeit. Unser Hund ist natürlich auch dabei, aber mit Hacken, Besen und Stöcken steht er auf Kriegsfuß. Da wird reingebissen, geknurrt und gebellt, er führt  sich auf wie ein Wilder. Es gibt dann immer einige Spielminuten bis er sich eine andere Beschäftigung sucht.
Zum Glück ist unser Garten eingezäunt, denn wenn sich draußen etwas rührt, was ihm nicht geheuer vorkommt, rennt er vor dem Tor hin und her wie ein Tiger. Im Notfall würde er auch beißen. Wenn uns unsere Garten-Nachbarn besuchen kommen, müssen sie Seppl immer erst ansprechen, damit er sie erkennt.
Aber wir sind froh, denn die Gärten liegen sehr abgelegen und oft treiben sich sehr zwielichtige Gestalten herum. Deshalb ist es wichtig, dass unser Hund "Laut" gibt, wenn sich jemand dem Garten nähert. Nach der Arbeit machen wir noch einen Spaziergang und dann geht's ab nach Hause.
Zu Hause erinnert er uns dann, die Wasserschüssel ist leer, ich hab Durst. Die wird dann so lange hin- und hergeschoben bis man sie füllt. Dann geht dasselbe Spiel mit seinem Fressnapf weiter. Aber sein Hundefutter wird oft verschmäht, Herrchens und Frauchens Essen schmeckt ihm viel besser.


Manchmal geht er mit den Jungs Gassi. So auch heute. Aber auf einmal steht er allein vor der Haustür. Dann kommen die Jungs und erzählen: Er ist ausgerissen und lief auch noch in ein Auto, Gott sei Dank ist nichts passiert! Seppl sitzt daneben, er versteht, dass es um ihn geht und er weiß auch, dass er etwas nicht richtig machte. Er geht in Tauchstellung, legt die Ohren an, winselt, als ob er sagen wollte "Ich mach's nie wieder". Frauchen hebt den Finger, droht und schimpft, da kriecht er zu ihr und jammert, dass man sich zusammennehmen muss, um nicht zu lachen. Wie bei einem unartigen Kind. Soll mal jemand sagen, ein Hund fühlt und denkt nicht.


So geht dieses Jahr auch zu Ende, das Frühjahr kehrt wieder ein und die Gartenarbeit beginnt. Diesmal hat unser Hund so fleißig mit geholfen, dass er gebadet werden muss. Also rein in die Badewanne! Brrr, das mag ich nicht. Er wird nass gemacht, dann kommt das Shampoo. Beim Abspülen führt er sich auf wie ein Verrückter, man kann ihn grad noch am Halsband festhalten. Aber ein Augenblick der Unachtsamkeit, und zack ist er raus aus der Wanne. Das lass ich mir nicht gefallen, denkt er, und schüttelt sich. Das ganze Bad ist voll. Frauchen trieft!
Aber es hilft nichts, jetzt noch mit seinem Hundehandtuch abgetrocknet und dann kommt etwas, was er auf den Tod nicht ausstehen kann. Jetzt kommt der Fön. Er bellt, er hüpft und schimpft. Aber soviel er sich auch hin- und her windet er wird trocken gefönt.
Dafür ist er jetzt wieder ein schöner Hund, aber ihm ist das ja egal.
So große Reinigungen sind die Ausnahme. Denn erstens muss man hinterher das ganze Badezimmer gründlich putzen und zweitens sind wir der Meinung, dass das dem Hund vielleicht nicht gut tut. Sein Fell muss sich von selbst reinigen, er macht das ja auch selber und wenn er zu oft nass gemacht wird, könnte er sich auch erkälten. Jeden Tag wird er gebürstet, einmal mehr ein anderes Mal weniger.


Mittlerweile ist der Alltag für uns und Seppl schon zur Routine geworden. Morgens aufstehen. Beim Frühstück sitzt er schon, Gewehr bei Fuß. Es könnte ja was runterfallen, Herrchen erbarmt sich ja meistens und gibt ihm was. Das weiß unser Hund. Fazit: Das Betteln hat sich also doch gelohnt!
Nach dem Frühstück verschwindet Frauchen im Bad und nun aufgepasst. Jetzt kommt sie! Seppl führt sich auf wie wild, es geht ihm nicht schnell genug. Frauchen zieht die Schuhe an, er bellt rennt zur Tür und zurück, eine richtige Nervensäge. Endlich hat sie die Jacke an und die Leine in der Hand. Jetzt heißt es "Sitz", das macht er auch ganz artig, obwohl es ihn vor Erwartung richtig schüttelt. Er weiß, bevor er nicht sitzt, und angebunden ist, geht überhaupt nichts. Dann geht es los! Mittags, bevor Frauchen zur Arbeit geht, darf unser Hund auch noch mal kurz Gassi.


Abends übernimmt dies dann meistens das Herrchen, oder es geht mit Beiden im Auto noch mal ins Grüne.

Und wieder ist Urlaubszeit und wir fahren in die Berge. Nach vorsichtigem Einwandern machen wir, wie üblich unsere Tagestouren. Diesmal hat es eine Kuh auf Frauchen abgesehen. Wir sitzen auf einer Bank und das Tier kommt und kaut Frauchens Oberschenkel. Aber nicht mit Seppl, mag sie auch noch so groß sein, Frauchen muss man verteidigen und beschützen. Er bellt und
hüpft so lange vor ihr her, bis sie abhaut.
Dann ist er ganz stolz und will gelobt werden. Beim anschließenden Streicheln grunzt er vor Freude wie ein Schweinchen. Wenn es gefährlich wird ist unser Hund nicht zu halten, es ist ihm egal, wie groß der "Feind" ist, er geht voll auf Angriff.

An einem Regentag, an dem man nicht in die Berge kann, da es zu gefährlich ist, machen wir einen Abstecher in die "Klamm". Das ist ein schrecklich laut und stark tosendes Wildwasser. Am Anfang ist der Verlauf noch relativ ruhig, aber je weiter wir kommen, desto heftiger und lauter wird es. Jetzt sind wir an einer Verengung des Wildbaches angelangt und das Wasser stürzt hier bald 10 Meter tief ab. Es schäumt und tost, man kann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.
Unser Hund ist nicht zu bewegen nur einen Schritt weiterzugehen. Er zittert und schaut mich hilfesuchend an.

Er wird auf den Arm genommen und klammert sich an.
Die Angst ist so groß, dass wir umkehren, das Wohlbefinden unseres treuen Tieres ist uns nun doch wichtiger. Ein Stück weiter beruhigt er sich wieder und nun ist die Welt auch wieder in Ordnung. Er wird abgesetzt und läuft nun wieder allein. Seine Dankbarkeit zeigt er uns, indem er sich an unsere Beine drückt und mit dem
Schwanz wedelt.

Ein andrer Bergausflug führt uns auf eine Almhütte, an der wir Rast machen. Da ist ein großer Schäferhund. Herrchen streichelt ihn, aber ohne Seppl. Er ist immer schrecklich eifersüchtig, springt den großen Hund regelrecht an und bellt ganz böse. Gott sei Dank ist das Tier sehr friedlich und reagiert nicht.
Auch wir haben daraus gelernt.

Auf der nächsten Tour haben wir Gelegenheit, ein ganzes Rudel Gemsen zu beobachten. Auch unser Hund hat gelernt, die Tiere in Ruhe zu lassen. Zuerst sieht er interessiert zu, dann legt er sich, da es sehr heiß ist, unter einen Busch und passt auf, immer auf dem Sprung. Sowie wir uns bewegen ist er auf den Beinen, als ob er sagen wollte, ach geht's jetzt weiter?

Was der Hund auf diesen Ausflügen so leistet! Meistens ist er 10 bis 20 Meter voraus, dann rennt er wieder zurück zu uns, hüpft und bellt, auf, auf. Jetzt rennt er wieder vor, er bewältigt somit das Dreifache, der Strecke. Selbst bei unserer Rast strolcht er herum und gönnt sich keine Ruhe. Wo er nur die Kraft hernimmt!

Er findet auch alles. Auf einem unserer Ausflüge entdeckte er einen Schlüsselbund und brachte ihn uns. Den gaben wir dann im Rathaus ab, vielleicht freut sich der Verlierer, dass er ihn wieder bekommen hat.

 

Mittlerweile haben wir auch eingesehen, dass der Hund sich sein Wasser selber sucht, er hat dafür scheinbar ein besonderes Gespür. Am Anfang schleppten wir immer eine Feldflasche voll Wasser mit uns herum für Seppl. Dieses Wasser verschmähte er ständig, die Quellen oder die Pfützen waren scheinbar viel besser.

Bei unserer letzten Tour in diesem Sommer verspäteten wir uns, die Pflanzen waren so wunderschön, Herrchen war laufend am Fotografieren. Also beschlossen wir, die Bergbahn hinunter zu benutzen.

Aber jetzt zog auch noch ein Gewitter auf, und da es sowieso die letzte Bahn hinunter war, hatten auch andere Bergwanderer diese Idee und es warteten wahnsinnig viele Menschen. Unser Hund war eingekeilt zwischen all den Beinen und
das gefiel ihm ganz und gar nicht! Die Menschen unmittelbar um uns herum konnten noch so aufpassen, es wurde geschoben und gestoßen. Sie halfen uns dann, etwas Platz zu machen, so konnte ich den kleinen Kerl hochnehmen und über die Schulter legen. Wir wechselten uns dann immer ab, bis wir in der Bahn und dann glücklich wieder im Tal waren.

Am nächsten Tag wurde eingepackt und es ging wieder heim in die gewohnte Umgebung.

Heute holen wir wieder einmal Herrchen vom Geschäft ab, er arbeitet in der nächsten Stadt, das ist zu Fuß erreichbar. Ungeduldig wartet Seppl schon, bis es los geht. Bei dieser Gelegenheit lernt unser Hund mit Straßenlärm (Autos) umzugehen und sich davon nicht irritieren zu lassen. Also los! Seppl kommt an die Leine. Beim Haus geht's den gewohnten Gang, aber wir biegen nicht in den täglichen "Gassi-Weg" ein, sondern gehen neben der Straße am Fuß- und Fahrradweg weiter.
Oh, da bimmelt es schon, ein Fahrrad kommt, so das ist gemeistert. Eine halbe Stunde später steht das Straßenschild - Ortsbeginn. Nun wird's belebter, ganz geheuer ist's unserem Hund nicht. Immer wieder schaut er sich um und bleibt stehen.
Aber Frauchen hat ihn ja an der Leine und sagt "Fuß" und bei ihr fühlt er sich sicher. Da ist auch schon die erste Fußgängerampel. "Sitz", heißt es, das klappt, aber er zittert vor Aufregung und möchte wieder aufstehen und weiter laufen. Wieder heißt es "Sitz", aber jetzt ist die Ampel grün, Frauchen setzt sich in Bewegung und Seppl natürlich auch.
So jetzt geht's "bei Fuß" immer weiter bis zur nächsten Ampel. Auch das ist geschafft, jetzt noch über die Straße, da ist die Firma, in der Herrchen arbeitet. Da steht auch sein Auto, "aber warum darf ich nicht einsteigen?"
Frauchen sagt: "Seppl such, wo ist Herrchen!" Aber es kommen so viele Männer, er ist nicht dabei. Jetzt hat der Hund ihn entdeckt, Frauchen macht die Leine los und nun rennt er auf sein Herrchen zu. Er schaut nicht rechts und nicht links, zielstrebig läuft er geradeaus. Ist das eine Freude und ein Gebelle. Jetzt wird er gestreichelt und grunzt vor Stolz.. Jetzt geht's ab ins Auto und nach Hause.

Das Jahr ist im Ausklingen, es ist Silvester. Warum ist das nur immer so ein schreckliches Geknalle, Gefauche und Gepfeife. Ich hab immer noch Angst, jedes Jahr hab ich Angst und die nehmen mich auch noch mit raus. Aber ich wehr mich, mit allen vier Beinen sträub ich mich, da geht nichts mehr. Frauchen nimmt mich auf den Arm und Herrchen und die beiden Buben lassen so komische Hüpfer los, die knallen so laut. Ich krall mich fest und zittere. Vielleicht hilft winseln oder bellen. Oben in der Luft fliegen so bunte Dinger, die zischen auch so komisch. Von irgendwoher pfeift es in ganz hohen Tönen. - Schrecklich!!! -

Die ersten Jahre war das noch schlimmer, da hatte ich noch mehr Angst. Im ersten Jahr da hab ich mich unter der Eckbank verkrochen und bin nicht mehr herausgekommen. Mittlerweile habe ich mich schon etwas daran gewöhnt, nächstes Jahr macht es mir vielleicht gar nichts mehr aus.
So nun wird es ruhiger und wir gehen auch wieder in die gewohnte Umgebung.

Jetzt im Januar hat Herrchen Geburtstag, aber die haben mich angebunden, weil ich, wenn Besuch kommt, immer so wild bin. Ich belle wie ein Wilder, immer wieder werde ich ermahnt "Aus" und ab und zu bekomm ich eins aufs Hinterteil.
Es ist wirklich schrecklich mit Seppl. Kommt Besuch, dann ist sein übertriebener Bewacher- und Beschützerinstinkt da. Gibt uns jemand die Hand, sieht er darin eine Bedrohung und man muss aufpassen, dass er nicht hochspringt und zubeißt. Das in den Griff zu bekommen hat er in all den Jahren noch nicht gelernt und man kann es ihm scheinbar im Guten und auch nicht im Bösen abgewöhnen.
Also heißt es vorbeugen, nach einiger Zeit ist es vorbei und man kann ihn wieder los binden.

 

Aber dann geht er sofort auf Entdeckung! Jeder Gast wird genau beschnuppert und nun will er auch Beachtung und seine Streicheleinheiten. Dann legt er sich zu Füßen des Besuchs, als ob er sagen wollte: Ich pass auf. Kommt ihm dann was komisch vor, ist er sofort auf den Beinen und auf "Hab acht".

 

Das Frühjahr ist wieder vorbei und der Urlaub steht vor der Tür. Heute ging's mit Frauchen ans Einkaufen. Aber da gab es Haue. Eigentlich weiß ich ja, wenn sie das Auto parkt, dass ich drin bleiben muss. Aber diesmal sprang ich von der Rückbank runter, raus aus dem Auto und flitzte über die Straße. Das Auto sah ich noch, aber vorher schnell noch rüber, das reicht ja ! Es hat gereicht, aber dann kam Frauchen und hat mich so verhauen, ich hab nur noch gewinselt. Das mach ich nie wieder!!!!

Und nun wird wieder für den Urlaub gepackt.
Eine unserer Touren führt uns zu einem Steilhang, der bekannt ist für seinen Gemsenreichtum. Diese Stelle haben wir letztes Jahr schon entdeckt. Man kann so schön die Tiere beobachten. Auch Seppl schaut interessiert zu, aber dann geht er seiner eigenen Beschäftigung nach. In der Erde graben und sich einbuddeln, je nach Witterungsbedingungen. Herrchen und Frauchen haben sich hingesetzt und beobachten die Gemsen. Einige liegen faul da, andere fressen oder klettern - was können diese Tiere springen - ganz kleine sind dabei, die noch gesäugt werden.
Dieses Jahr haben wir dort oben, etwas tiefer und weiter in dem Bergeinschnitt, einen wunderschön sprudelnden Bergbach entdeckt. Dort wachsen herrliche Pflanzen und wir machen Rast. Unser Hund tobt in dem Bach herum, rennt Stöckchen nach und bringt sie wieder. Das Wetter ist herrlich und dieser Flecken Erde kommt uns wie das Paradies vor, zumal sich bis hierher wenig Menschen verirren.
Beim Abstieg legen wir - wie immer - noch eine Rast ein. Mittlerweile kennen wir uns in diesem Gebiet schon sehr gut aus und wissen, welche Almen bewirtschaftet sind und wo wir etwas zu essen und trinken bekommen. Auch wenn es nur ein einfaches Käse- oder Schinkenbrot ist, schmeckt es herrlich, da Käse und Schinken dort auf den Almen selbst hergestellt werden. Aber nun geht's endgültig bergab

Heute haben wir uns fast verlaufen. Im Winter davor ging an diesem Hang eine Lawine runter und hat die ganzen Bäume umgerissen. Wir finden keine Markierung mehr und brauchen viel Zeit bis wir den Weg wieder finden. Es ist sehr mühsam, über die umgestürzten Bäume zu klettern, und unseren Hund müssen wir hier sowieso tragen, er hätte überhaupt keine Chance, durchzukommen. Wir sind ganz abgekämpft. Dadurch ist es schon ziemlich spät, aber zurück wäre noch schwieriger.
Also weiter, aber dann stehen wir vor einer schwierigen Felswand, die mindestens 10 Meter hoch reicht. Frauchen klettert zuerst, aber jetzt kommen Leute, die sind bestimmt schneller, als wir mit Hund. Also vorbeilassen und nun nochmals los. Frauchen zuerst, nach 2 Metern macht sie Halt. Herrchen reicht Seppl hoch, er wird angebunden und bleibt bei Frauchen auf einem kleinen Felsvorsprung. Er ist ganz aufgeregt, denn er merkt ja, dass es nicht ganz einfach ist.
Jetzt ist Herrchen da, übernimmt den Hund und Frauchen klettert weiter. So geht das die ganze Wand hoch. Es dauert ziemlich lange, denn man muss jeden Fuß mit Bedacht setzen. Aber schließlich ist auch das geschafft und oben geht es weiter. Es ist sehr schmal und an beiden Seiten sind tiefe Steilhänge, Seppl bleibt an der Leine, wir haben Angst er könnte abstürzen. Es passt ihm ja gar nicht, alleine wäre er ja auch viel schneller.
Diese Tour werden wir nie vergessen, wir wussten vorher nicht, dass es so schwierig wird. Am nächsten Tag war unsere Wirtin ganz erstaunt, dass wir das mit Hund geschafft hatten.

Ein fauler Tag tut uns gut. Dann legen wir ein paar Tage kleinere Touren ein. An der Breitach entlang kann man schöne Ausflüge machen, da ist unser Hund immer total begeistert. 


Aber jetzt geht es wieder los. Nach 4 Stunden sind wir erst mal oben, dort sind große Weiden. Auch die Kühe laufen hier frei herum, das war am Anfang für unseren Hund gar nicht so einfach, denn er wollte sie immer jagen. Aber mittlerweile akzeptiert er die Tiere.
Aber heute haben wir es mit Pferden zu tun. Da kommt eine Stute auf uns zugerannt, sie hat es auf unseren Hund abgesehen. Seppl rennt und das Pferd hinter ihm her. Aber hier oben ist alles frei und er kann sich nirgends verstecken. Die Stute springt hoch und schlägt nach allen Richtungen aus, es sieht sehr gefährlich aus und es ist auch sehr gefährlich. Es ist sehr heiß und nach mehreren Minuten ist unser Hund ganz schön erschöpft. Wir wissen, dass er das nicht allein in den Griff bekommt, dass wir ihm helfen müssen, aber wie? Frauchen ruft ihn zu sich und er folgt auch sofort, er weiß, dass wir ihm helfen. Von klein an ist er bei uns und hat ein uneingeschränktes Vertrauen zu uns. Würden wir sagen "Spring", würde er springen, ob es gut oder böse für ihn enden würde. Nun ist er bei uns und wird an die Leine genommen, aber die Stute gibt keine Ruhe und attackiert uns weiter. Frauchen stellt sich vor den Hund, da geht das Pferd hoch und schlägt mit dem Huf nach ihr, trifft sie an der Brust und wirft sie um. Jetzt geht Herrchen dazwischen und nun laufen wir alle drei und die Stute rennt uns hinterher. Ein kleiner Busch, schnell dahinter versteckt. Jetzt kommen andere Bergwanderer und auch auf sie geht das Pferd los, aber wir haben nun wenigstens Ruhe und können das Weite suchen. Wir sind ganz schön erledigt.
Als wir das unserer Wirtin berichten, erzählt sie uns, dass das Pferd schon als Fohlen mit seiner Mutter zusammen auf alle Wanderer losgegangen ist. Unserer Pensionswirtin ist es selbst einmal so ergangen.


Bevor wir dieses Mal nach Hause fahren, machen wir noch einen Besuch auf einer unserer Lieblingsalmen und decken uns mit gutem Speck ein, den auch unser Hund so liebt. Beim Abstieg machen wir noch eine kleine Rast an einem besonders beliebten Platz. Dort steht eine Bank im Schatten und auch unser Hund hat eine geeignete Raststätte gefunden, einen riesigen Stein, auf diesem liegt er bei dieser Hitze besonders gern, da ist es schön kühl.

Der Urlaub ist vorbei und der Alltag hat uns wieder. Aber es tut sich etwas ganz Besonderes: Wir sind dabei uns ein eigenes Häuschen zu suchen. Nach mehreren Fehlversuchen haben wir anscheinend das Richtige gefunden. Es liegt ziemlich außerhalb, was ja kein Problem ist, wir haben jeder unser Auto und für unseren Hund ist das herrlich, denn man ist gleich draußen in den Wiesen. Da kann er herrlich toben und bellen, nach Herzenslust.
Aber erst geht es ans Renovieren, denn es ist ein älteres Häuschen. Herrchen ist jeden Tag nach der Arbeit draußen, das ist sehr anstrengend. Frauchen fährt morgens hin und macht, was sie kann, sie arbeitet erst nachmittags.
Auch in der alten Wohnung ist mittlerweile nichts mehr am alten Platz, denn es wird - was nur geht - in Schachteln verpackt und gleich mitgenommen. Unserem Hund gefällt das gar nicht, er schleicht in der Wohnung umher, mauzt, den Schwanz eingezogen und versucht laufend unsere Aufmerksamkeit zu erringen. Er stellt die tollsten Sachen an! Ist etwas bereitgelegt zum Einpacken, fehlt es plötzlich, man zweifelt an seinem eigenen Verstand, bis man es plötzlich durch Zufall wieder entdeckt. Seppl hat es sich geschnappt und irgendwo versteckt.
Zeitungspapier, das zum Einpacken verwendet wird, kann er gar nicht leiden. Laufend packt er es, rennt damit durch die Gegend, schüttelt es und knurrt und bellt dabei, dann zerreißt er es in ganz kleine Stückchen.
Und dann der eigentliche Umzug. Für unseren Hund ist das Chaos pur. Jetzt ist er auch noch in einem anderen Umfeld. Aber Gott sei Dank, sein Körbchen ist auch dabei. Das steht die nächste Zeit des Nachts neben Frauchens Bett. Auch die Spaziergänge sind anders, wir sind ja gleich draußen. Die Hauptsache für unseren Hund ist aber, seine "Familie" ist in Sichtweite.
Hier draußen brauchen wir auch keine Hundeleine, sie wird nur "für alle Fälle" mitgenommen. Unser Hund von klein gewöhnt immer etwas in den Zähnen mit sich herumzutragen, ist ganz scharf auf die Leine. Er bekommt sie - zusammengebunden - ins Maul. Dann ist er ganz stolz und schleppt sie mit sich herum.
Selbst beim Pinkeln gibt er sie nicht her. Ist dann etwas Wichtigeres, legt er sie ab, geht's dann weiter, schnappt er sie wieder.
So hat er, da war er noch kleiner, unseren Schlüsselbund getragen. Wir passten nicht auf und plötzlich war er weg. Dann hieß es "Seppl such, wo ist Schlüssele". Das ließ er sich nicht zweimal sagen, setzte sich in Bewegung, die Nase schnüffelnd am Boden. Er rannte nach rechts, links und zurück und auf einmal ein Sprung und er hatte den Schlüssel. Ach, waren wir froh, in Zukunft ließen wir ihn in solchen Fällen nicht mehr aus den Augen.
Was schleppte er alles mit sich herum. Kleine und große Stöcke, Äpfel, Maiskolben. Er sammelte alles auf, selbst weggeworfene Papiertaschentücher, da musste man aufpassen, die verschlang er gerne, wenn man ihn nicht sofort anschrie. So war er auch scharf auf Luftballons, die die Jungs als Werbegeschenke erhielten. Er sprang diese an, ein Biss, ein Knall. Dann schnappte er sich den geplatzten Rest, ein Drücker und der Ballon war verschlungen.
Nach einer Woche in unserem neuen Zuhause hat sich unser Hund auch daran gewöhnt und ist dabei seine Umgebung zu erforschen. Im neuen Gärtchen kann man so schön graben, denn die Terrasse ist noch nicht da, die ist erst für später geplant.
Im Haus passt ihm unsere neue Wendeltreppe nicht, die ist so rutschig, wenn er da runter will, purzelt er gleich alle 13 Treppen auf einmal hinab. Er muss sich also abgewöhnen, uns auf Schritt und Tritt nachzurennen, und uns dauernd vor und zwischen den Füßen rumzustolpern.
Die allerersten Wochen bis alles am Platz und der ärgste Umbau vorbei ist, sind furchtbar. Aber dann kehrt wieder ein bestimmter Rhythmus ein, mit Aufstehen, Gassi gehen, Fressen bekommen und schlafen.
Das erste Weihnachtsfest ist auch noch etwas chaotisch, aber wir machen das Beste daraus. Silvester ist hier draußen auch etwas ruhiger, aber man kann über das ganze Tal blicken und hat somit einen herrlichen Blick, auf all die abgefeuerten Feuerwerkskörper - eine Pracht.
Im Spätherbst umgezogen, nimmt jetzt im Frühjahr Herrchen den Garten in Angriff, unsere Terrasse wird gebaut. Eine große Markise darüber wegen der Sonne und ein etwas kleineres Dach, falls es regnet. Die Gewächshäuser, die kennt unser Hund ja, haben wir schon im Herbst aufgestellt. Der Weg zur Terrasse führt über unsere Zufahrt, das weiß Seppl schon und wenn er raus rennt, geht es zielstrebig in Richtung Terrasse, denn er weiß dort sind wir.
Auch unsere beiden großen gepachteten Gartengrundstücke haben wir noch behalten, da geht's dann am Wochenende immer raus. Auf jedem Grundstück steht ein Gartenhäuschen, in dem man Gartenstühle und auch sonstige Sachen aufbewahren kann, somit ist alles vorhanden was man braucht. Da kann unser Hund toben und rennen nach Herzenslust. Unter der Woche wechseln wir uns mit der Arbeit ab, denn der Garten muss ja auch bewirtschaftet werden.
Die Jungs übernehmen oft das Rasenmähen, da ist Seppl ja auch dabei. Er wird in den Schubkarren gesetzt und wie die wilde Jagd durch den Garten gekarrt. Aber das gefällt ihm nicht und "schwups" ist er draußen. Auch beim Arbeiten führt er sich auf, wenn er nur eine Hacke oder einen Spaten sieht, bellt er wie verrückt und beißt in den Stiel hinein. So macht er es auch zu Hause mit dem großen Besen. Er hat vor nichts Respekt.
So vergeht die Zeit. Nach und nach nimmt unser Haus von innen die Gestalt an, die wir ihm geben können. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Geldbeutels. So wie es aussieht wird es schon noch einige Zeit dauern. Auch draußen ist noch nicht alles so, wie wir es gerne hätten. Aber kommt Zeit kommt Rat.
Besonders schön sind die herrlichen Spaziergänge, die man hier oben machen kann. Erst die Straße raus, durch den Wald auf die Höhe und über die Wiesen wieder runter. Oder ganz durch den Wald, das ist so ganz nach dem Geschmack von Seppl.
Im Frühjahr das helle frische Grün der Bäume und Sträucher, die Frühlingsblüher im Wald und auf den Wiesen.
Im Sommer das satte Grün des Grases, das Getreide und im Wald der angenehme Schatten.
Der Herbst ist besonders schön, das Laub im Wald spiegelt alle Farben.
Und dann der Winter, wir liegen etwas höher und Schnee bekommen wir entsprechend mehr. Es ist beim Spaziergang von den Häusern weg in Richtung Wald alles weiß. Man sieht keine Straße mehr und manchmal ist das Durchkommen ganz schön anstrengend.
Bei unserem letzten Gassi-Gehen war es abends schon dunkel. Da unser Hund ein dunkles Fell hat, kann man ihn dann nicht mehr erkennen. In der Regel hört man ihn, es hört sich an, als ob eine Büffelherde unterwegs ist. Aber diesmal kann ich weder etwas sehen noch hören. Auf einmal ein Knurren und Bellen! Seppl hat Jemanden gestellt, er dachte es sei eine Bedrohung für sein Frauchen. Er steht da und lässt die Leute nicht gehen. Oh, ist mir das peinlich, aber der Mann hat Verständnis sie haben zu Hause auch einen Hund, er sagt das ist schon in Ordnung, dass er aufpasst. Nun wird Seppl angebunden und jetzt hat er sich auch beruhigt.
Und nun zur bekannten Feindschaft Hund und Katz.
Als wir unseren Hund damals bekamen, waren wir froh, dass er die Katzen ums Haus herum verjagte. Es war sehr lästig, sie waren überall, im Haus, wenn die Terrassentüre mal offen stand; im Garten, beim Jäten fasste man oft in die Katzen-Kacke hinein. Im Erdreich sieht man es nicht, die Katzen buddeln es ja ein. Wie oft traten wir in die Schweinerei und trugen den Gestank ins Haus, oder, was besonders schlimm war, ins Auto. Das ging mit Putzen und Waschen nicht mehr raus, da mussten dann neue Fußmatten her. Aber Dank Seppl war das Problem bald gelöst.
Nun in unserem neuen Zuhause, es ist ja auf dem Land, gibt es noch mehr Katzen. Wenn wir zu unserem Hund sagten "Mulle g'sehn", dann machte er sich ganz groß,
er rannte nach links, nach rechts, es wurde geschnüffelt und gesucht, bis er sie entdeckt hatte und sie verjagt war. Dann war er aber stolz und wollte gelobt werden. Um's Haus rum hatten wir auch binnen kurzer Zeit Ruhe.
Die Katzen der Nachbarn lernte er zu akzeptieren, die gehörten dorthin, das war ja auch nicht sein Revier. Aber wehe er entdeckte unterwegs eine, die musste weg. So auch auf einem unserer Spaziergänge. Aber diese Katze ließ sich nicht verjagen und stellte sich, das wollte unser Seppl nicht hinnehmen und ging auf Angriff über. Die Katze ließ sich das nicht gefallen und sprang unseren Hund an, wie Katzen sind, auf den Kopf und krallte Seppl in die Augen. Jetzt war er nicht mehr zu halten und ging auf das Tier los, die wusste, jetzt wird's kritisch und suchte das Weite. Unser Hund winselte und kam zu mir, eines seiner Augen war verletzt. Ich nahm ihn hoch und trug ihn nach Hause. Dort wurde sein Auge mit Borwasser ausgewaschen. Es dauerte aber noch Wochen bis es wieder verheilt war. Gelernt hat er daraus leider nichts, er ist und bleibt ein Katzenjäger, oder vielleicht gerade deshalb?
Die Enkel sind in den Sommerferien zu Besuch, sie dürfen eine Woche hier bleiben. Sie haben viele Spielsachen mitgebracht, die auch unserem Hund sehr gefallen. Das war schon immer so. Die ferngesteuerten Autos jagt er und wenn er sie erwischt, nimmt er sie in die Schnauze und will sie nicht mehr hergeben. Am besten gefallen ihm die weichen und kuscheligen Sachen, wie z. B. Bären, die schüttelt er hin und her, rennt damit durch die Gegend und bellt wie ein Narr.
Beim Lego-Bauen will er auch immer mithelfen, aber dabei wirft er alles um, dann gibt's natürlich Schimpfe. Aber das macht ihm nichts aus, gleich ist er wieder mitten drin.
Zu Weihnachten bekam Frauchen eine Zierpuppe geschenkt. Ach war unser Seppl da eifersüchtig. Herrchen nahm die Puppe in den Arm und streichelte sie. Er brauchte nur "Puppi" zu sagen, so führte sich der Hund auf wie ein Verrückter.

Aber die Jahre sind vergangen und Seppl ist nun schon 12 Jahre alt. Er ist doch etwas ruhiger und toleranter geworden. Ab und zu kommen auch schon verschiedene Weh-wehchen, wie bei uns Menschen auch. Wie gerne liegt er auf seiner Decke in der Sonne oder in der Wohnung auf einem Läufer.


Eines morgens will er nicht Gassi, er ist sowieso arg wehleidig, aber heute schreit er beim Aufstehen. Frauchen nimmt ihn auf den Arm und setzt ihn hinterm Haus ins Gras. Aber beim Weitergehen schreit er noch immer und hinkt.
So geht das ein paar Tage und wir überlegen schon, ob wir mit ihm zum Tierarzt sollen, da sagen wir uns, was uns Menschen hilft, kann auch einem Tier nicht schaden. Wir geben ihm abends beim Fressen eine halbe Schmerz-Tablette ins Futter. Er muss sich irgend etwas zugezogen haben, denn den Tag über geht es, nur morgens beim Aufstehen hat er Schmerzen.
Die Tabletten scheinen zu helfen, jeden Morgen ist es ein bisschen besser und eines Tages ist es vorbei. Nur ein leichtes Hinken behält er fast immer bei. Das hindert ihn aber nicht weiter, er ist so wie immer zu jeder Schandtat bereit.
Zur Haustür raus und wehe es bewegt sich was draußen dann geht's die Treppen im freien Flug hinunter und drauf mit Gebrüll. Auch unsere ausgiebigeren Spaziergänge haben wir wieder aufgenommen.
Dann ist wieder Winter und diesmal streikt Seppls Magen, er "kotzt" und es ist ihm gar nicht wohl, trotz warmhalten und Heizkissen. Draußen liegt hoher Schnee und er stampft drin herum und was er rausspuckt oder rauskackt ist rot und schleimig wie Blut.
Uns wird's ganz weh ums Herz ist es jetzt so weit und wir müssen unseren Hund bald hergeben. Es wird Reis gekocht und Kamillentee, und unser Hund labt sich - Gott sei Dank - daran. Frauchen hat es ihm vorgemacht, sie kniet neben seiner Futterschüssel und tut so, als ob sie von seinem Reis etwas isst, das wirkt. Was Ihr schmeckt, mag auch der Hund. So bekommen wir auch dies in den Griff.
Im Frühjahr sind wir wieder, wie gewohnt auf unseren Spaziergängen unterwegs.
Im Sommer bei einem unserer Spaziergänge wollen wir noch schnell raus, aber es kommt ganz schwarz von hinten am Horizont. Zum Glück nimmt Frauchen den Schirm mit. O, gibt das ein heftiges Gewitter mit Blitz und fürchterlichem Donner. Aber unser Hund weicht nicht von Frauchens Seite. Ich glaube er wäre lieber gestorben, als sie allein zu lassen. Schnell bei der Scheune ans Tor gedrückt, der Schirm ist aufgespannt und Frauchen und Hund hocken darunter. Seppl zittert vor Angst, aber er hält eisern aus und drückt sich fest an ihre Beine.
Nachdem der Regen und vor allem Blitz und Donner nachgelassen haben, rennen wir ganz schnell nach Hause. Herrchen war schon in Sorge und wäre, wenn er gewusst hätte, wo wir waren, mit dem Auto gekommen, um uns abzuholen. Daheim wird unser Hund mit seinem Regenhandtuch schnell abfrottiert und tröstet sich mit seinem Lieblingsfressen.
Jetzt im Sommer, es ist wie jedes Jahr, leidet unser Hund wieder unter den Zecken.
Jeden Morgen und jeden Abend wird er von uns von oben bis unten abgetastet. Sein ganzes Fell wird durchsucht, diese Viecher beißen sich an den unmöglichsten Stellen fest. Wenn nun eine Zecke geortet wurde, wird sie gepackt und herausgezogen. Aber unser Hund ist da nicht begeistert, er kann ja auch nicht so lange still halten. Er windet sich und reißt aus, es ist wie ein kleiner Ringkampf. Frauchen kniet sich auf den Boden, nimmt den Hund zwischen die Beine und notfalls hält sie ihn auch noch am Halsband fest. Sitzt die Zecke an einer besonders ungünstigen Stelle, hilft auch Herrchen noch mit.
Wir nehmen Seppl über diese Zeit auch abends oft sein Halsband ab, damit die Viecher sich nicht darunter verkriechen können. Das gefällt unserem Hund aber gar nicht, er ist dann wie gestört, kommt sich wahrscheinlich wie nackt vor. Er sucht sein "Bändi" wie wir es nennen und morgens ist er ganz glücklich, wenn wir es ihm wieder umbinden.
Wieder ist die Zeit vergangen und eines Morgens liegt in Seppls Körbchen ein Zahn. Unser Hund ist schon sehr betagt geworden. Man rechnet ein Hundejahr mit sieben Menschenjahren auf und so gesehen ist Seppl schon ein alter Opa geworden. So ging das mit seinen Zähnen, wir fanden die nächste Zeit einen nach dem andern.
Auch beim Bürsten seines Felles muss man aufpassen, da winselt er auch oft, es tut ihm scheinbar weh und wir beschränken uns also nur auf die notwendigste Pflege.
Nun fehlen ihm die vorderen Zähne schon ganz. Zum Glück hat er die hinteren Backenzähne noch, also das Beißen beim Fressen geht noch ganz gut. Es ist für ihn nur schwierig das Fressen ins Maul zu bekommen, da die vorderen Zähne fehlen. Deshalb fallen ihm die Brocken auch immer wieder heraus. Aber mit der Zeit entwickelte er eine besondere Technik und meisterte auch das.
Wie früher ist er noch heute gewohnt, den Äpfeln, die ihm geworfen werden hinterherzulaufen. Aber wenn er dann zubeißt, merkt er gleich, das geht doch gar nicht mehr. Dann steht er da und schaut mit bittendem Blick. Frauchen oder Herrchen müssen helfen, es wird dann ein Stück Apfel heruntergebissen und diese Stückchen kann er fressen. Da ist er ganz gierig drauf und freut sich.
Eines Tages dachten wir, will er nicht mehr hören oder hört er wirklich nicht. Es kam zuerst ganz unmerklich, aber mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Wir machten einen Versuch. Aber selbst ein lauter Pfiff oder lautes Klatschen hinter ihm nahm er nicht mehr wahr. Unser Hund hört nichts mehr und ist immer mehr auf unsere Hilfe angewiesen. So wie er uns damals im Nebel durch die Berge geführt hatte, so müssen wir nun auf ihn acht geben. Er ist aber so schlau, weil er es scheinbar merkt, dass er nichts mehr hört, läuft er nicht auf der Straße, sondern in der Wiese neben der Straße. Aber es ist trotzdem schrecklich, wenn ein Auto kommt. Wir haben furchtbare Angst, dass er mal überfahren wird.
Jetzt ist Seppl schon fast 17 Jahre alt und seine Sehkraft lässt auch langsam nach. Es ist das Auge, an dem ihn die Katze damals verletzt hat. Aber seinen täglichen Spaziergang morgens und abends lässt er nicht aus. Auch morgens beim Frühstück steht er immer noch Gewehr bei Fuß, es fällt ja auch immer was für ihn ab dabei. Nur muss man ihn jetzt direkt darauf stoßen, dass er die Brocken findet. Das wäre ihm vor Jahren nicht passiert. Wir sind auch, was das Betteln betrifft, viel toleranter geworden, wissen wir doch nicht, wie lange wir unseren Hund noch behalten können. Morgens beim Aufstehen ist er sehr steif und staksig, aber dann marschiert er ein paar Mal hin und her und dann geht es wieder.
Jeden Morgen, wenn wir aufstehen, schauen wir nach dem Hund und wenn er so still in seinem Körbchen liegt, bleibt der bange Blick auf ihm: atmet er noch oder.....? Er ist sehr ruhig geworden, manchmal fast apathisch und es fällt schwer, ihn für uns zu interessieren. Es stimmt uns nachdenklich und auch wehmütig.
Wir mussten uns schon einmal von einem treuen Hund trennen, den wir 15 Lebensjahre begleiten durften. Es ist noch nicht so lange her und es tut noch immer furchtbar weh.
Bei jedem Spaziergang schaut man nach hinten, kommt er? Ach er ist ja nicht mehr da. Das Tier wollte und konnte einfach nicht mehr aufstehen und da es ein sehr großer Hund war, konnten wir auch gar nichts mehr machen, als ihn vom Tierarzt erlösen zu lassen. Wir wissen wohl, das es das Richtige war, aber es schmerzt schrecklich. 

Auf dem linken Bild kuschelt sich Seppl an unsere Blacky und auf dem rechten Bild ist Blacky beim Aufpassen:


So vergeht jeder Tag. Vorige Woche stürzte unser Seppl die Wendeltreppe runter, Gott sei Dank hat er sich nichts getan. Wahrscheinlich war er wieder einmal etwas abwesend und konnte sich nicht mehr zurechtfinden. Seither stellen wir, wenn es dämmrig wird, immer etwas vor, damit es nicht wieder passieren kann.
Es ist wieder Weihnachten, aber unser Hund bekommt es sowieso nicht mehr richtig mit, ich glaube so geht es uns Menschen auch, ab einem bestimmten Alter. Seppl hat auch ein tränendes Auge, wie schon erwähnt wurde er von einer Katze verletzt, das wir jeden Tag mit Augensalbe behandeln. Hoffentlich bekommen wir das auch in den Griff.
Ansonsten tigert er wie früher in der Wohnung herum, immer ist er dort, wo man ihn am wenigsten brauchen kann. Manchmal nervt es ganz schön, denn er weicht nicht mehr so aus, wenn jemand kommt, wahrscheinlich ist sein Reaktionsvermögen schon sehr eingeschränkt. Aber wir sind diesbezüglich doch sehr großzügig geworden und freuen uns, solange er noch um uns ist.
Mittlerweile haben wir unsere Spaziergänge ganz eingestellt. Zum großen und kleinen "Geschäftchen" machen tragen wir ihn in den Garten hinaus. Das klappt ganz wunderbar, unser Hund hat gleich begriffen, wie die Sache läuft, und er ist ganz dankbar, dass er sich unterwegs nicht mehr quälen muss. Er ist auch sehr orientierungslos, weil er ja auch überhaupt nichts mehr hört und auch nicht mehr gut sieht.
Jeden Tag fragen wir uns, ob wir unseren Hund erlösen sollen. Aber was ist Erlösung? Wenn wir essen bekommt er es noch mit, er steht sofort bereit, will auch etwas abbekommen.
Obwohl er nichts mehr hört und so gut wie nichts mehr sieht bemerkt er uns. Sein Kopf hebt sich, wenn wir vorbeigehen, er ist also noch "ansprechbar". Wir bringen es nicht übers Herz, uns von ihm zu trennen, obwohl er für uns eine sehr große Belastung ist. Er macht sehr viel Arbeit, wir sind dauernd beim Putzen. Laufend müssen seine Decken gewaschen werden.
Wieder ist ein Jahr fast vorbei. Es sind noch vier Tage bis zum Heiligen Abend und wir haben in den letzten zwei Wochen Abschied von unserem Hund genommen. Wir sind bei uns selbst an die Grenzen der Belastbarkeit gestoßen, so kann und darf es nicht mehr weiter gehen. Der Hund kann allein fast nicht mehr fressen, man muss ihm jeden Brocken in den Mund schieben. Auch jammert er immer wieder vor sich hin, auch nachts. Wir haben schon einige Nächte deshalb nicht mehr geschlafen. Jeden Morgen hoffen wir darauf, dass er erlöst in seinem Körbchen liegt. Nach schwerer Überwindung lassen wir uns bei unserem Tierarzt einen Termin geben.
Im Wartezimmer sind viele andere Menschen mit ihren Tieren. Das Warten geht an die Grenze der Belastbarkeit. Eine Frau ist dort und drückt ihr Tier an sich, sie fragt und als sie hört, was mit unserem Hund los ist, bricht sie in Tränen aus und auch wir können uns nicht mehr beherrschen.
Im Behandlungszimmer ermutigt uns der Arzt zu diesem Schritt, es ist eine Erlösung für unseren Hund und das müssen wir dem Tier gönnen.
Nach der Betäubungsspritze werden die Formalitäten erfüllt. Ein letztes Streicheln und tränenreiches Abschiednehmen. - Es tut so entsetzlich weh!!! -
Der Tierarzt versichert uns, dass unser Seppl keine Schmerzen haben wird, wir glauben ihm und wir dürfen Gott sei Dank vorher gehen.
Zu Hause angekommen brauchen wir kein Abendessen mehr. Die darauffolgende Nacht schlafen wir auch nicht besonders gut.
Es dauert noch Tage und länger bis wir begreifen - wir sind allein.
Um den Platz, wo er mit seiner Decke lag, machen wir noch längere Zeit einen Bogen. Es ist in uns einprogrammiert: aufpassen, dass wir ihn nicht treten.
Decke, Hundeleine, Fressnapf und den Korb haben wir sofort verschwinden lassen, um schneller über den Verlust hinweg zu kommen.
Es war eine lange Zeit, in einem Vierteljahr wäre er 18 Jahre alt geworden.
Mittlerweile haben wir uns damit abgefunden, zumal wir wissen, dass es die einzige und beste Lösung war.

Ein Tier wollen wir nicht mehr aufnehmen. Solange ein Hund jung und fit ist, ist es ja kein Problem, aber das älter werden und das Abschied nehmen ...... Diesen Schmerz wollen wir uns und dem Tier nicht mehr zumuten.

Eine sehr traurige Heidi Gotti

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