Tagebuch unseres Urlaubs

Liebe Besucher,

eigentlich wollte ich dieses Tagebuch in einem Zug durchschreiben. Wegen der evtl. zu langen Ladezeiten, entschloss ich mich, es zu teilen. Ab dem 13. Juni sind unsere Erlebnisse hier aufgeführt. Die früheren Tage bitte in der Tabelle anklicken und in der anderen Übersicht auswählen.                             Danke - Heidi

6. Juni 7. Juni 8. Juni 9. Juni 10. Juni
11. Juni 12. Juni 13. Juni 14. Juni 15. Juni
16. Juni 17. Juni 18. Juni 19. Juni  Heimfahrt Nachwort und Dank

13. Juni 2004
Heute möchten wir Fürstenberg besuchen. Nicht weit von Mirow entfernt muss die Abzweigung sein. Da ist es ja schon! Aber was soll das Geholper! Am Straßenrand sind lauter Steine aufgeschichtet und eine Menge Werkzeug. Wir fahren weiter, aber der "Weg", als Straße kann man es nicht bezeichnen, wird immer schlimmer und enger. Das kann nicht stimmen, also zurück. Wir bleiben also auf der Hauptstraße und fahren weiter, aber eine weitere Abzweigung nach Fürstenberg gibt es nicht. Nun müssen wir einen weiten Bogen fahren, den wir uns hätten schenken können. Unser Tank im Auto wird immer leerer. Die Benzinanzeige leuchtet schon eine Weile. Jetzt sind wir in Fürstenberg und hier muss sich ja auch eine Tankstelle befinden, so klein ist das Städtchen ja nicht. Wir fahren ans Ortsende, an der Hauptstraße konnten wir nichts entdecken und an diesem Ortsende auch nicht. Also wieder zurück an das andere Ende des Städtchens. Aber auch hier haben wir Pech. Wieder in die Stadt und dort ein Hinweisschild "Berlin", dem wir nun nachfahren. Eine schöne Strecke haben wir schon zurückgelegt und es wird uns ganz mulmig. Wenn wir nun liegen bleiben? Plötzlich sehen wir wieder eine Tafel "Berlin" und das blaue Schild für die Autobahn. Auch eine Tankstelle entdecken wir in der Ferne. Was sind wir froh. Vollgetankt bleiben wir eine Weile auf dem Parkplatz bei der Tankstelle und erholen uns. Es ist auch sehr heiß geworden.


Jetzt geht's zurück nach Fürstenberg. Es wurde 1287 erstmals erwähnt und entstand auf drei Inseln zwischen dem Röblinsee, Baalensee und Schwendtsee. Das "Tor zur Mecklenburger Seenplatte" ist es für die aus dem Süden Kommenden. Aus der Zeit, als diese Stadt noch ein Vorposten gegen die Slawen war, stammt das älteste Gebäude der Stadt, die Wasserburg. Heute befindet sich das Heimatmuseum darin. Ein 250 Jahre altes Barockschloss kann man erkennen und eine neugotische Stadtkirche aus gelbem Backstein.

Die Kirche ist verschlossen, obwohl uns ein Zettel darauf hinweist, dass der Südeingang offen sein muss.
Vor der Kirche ist ein Gerüst aufgebaut mit einer Bühne. Es finden Theateraufführungen im Freien statt. Viele Bänke laden zum Sitzen ein. Vor der Kirche befindet sich der Rathausplatz, und daneben das Rathaus selbst. Dort sind Parkplätze. Es ist Wahlsonntag, die Wahl des Europa-Parlaments und viele Menschen besuchen das Gebäude. Am Platz vor dem Rathaus ist ein riesiger Findling aufgebaut, der sicher eine besondere Bedeutung hat.


Millionen großer Steine, Findlinge genannt, haben Gletscher der letzten Eiszeit zurückgelassen. Liegt ihr Volumen über zehn Kubikmetern, sind sie als Naturdenkmal geschützt. Zwei möchte ich hier aufführen.


* Als erstes den "Riesenstein" (54 Kubikmeter) in Woggersin an der Straße nach Neubrandenburg. Dieser 5,20 Meter lange und ebenso breite sowie 3,80 Meter hohe Felsblock wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges für einen Panzer gehalten. Die Sowjets schossen Panzergranaten auf den Stein und spalteten ihn strahlenförmig.


* Als zweites den "Große Stein" mit einem Umfang von 13 Metern, der sich südlich des Schlosses Klink befindet. Neun Löcher deuten darauf hin, dass er einmal gesprengt werden sollte.


Auf der anderen Seite des Rathausplatzes sind viele kleine Lokale und Eisdielen. Kleine Tische mit dazugehörigen Stühlen laden zum Verweilen ein. Wir lassen uns das nicht zweimal sagen. Etwas "Nasses" wird uns gut tun. Eine Kleinigkeit nehmen wir noch zu uns. Wir stellen fest, dass man in Fürstenberg sehr preiswert essen kann. Es ist sehr heiß und die Sonne brennt. Aber unter den Schirmen lässt es sich aushalten. Dann unternehmen wir noch einen Spaziergang, die Hauptstraße entlang.
In der Brandenburger Straße 46 erinnert eine Gedenktafel an den Archäologen Heinrich Schliemann, der in Fürstenberg von 1836 bis 1841 als kaufmännischer Lehrling in einem Krämerladen war. Er lebte von 1822 - 1890, beherrschte 20 Fremdsprachen, die er sich im Selbststudium beibrachte. Viele Bildungsreisen unternahm er und studierte in Paris Archäologie. Ist er ja durch unzählige Ausgrabungen berühmt geworden.
Noch einen Abstecher machen wir von der Hauptstraße weg und kommen an einen der drei Seen. Da es aber noch heißer geworden ist, beschließen wir, Richtung "Heimat" zu fahren. Auf unserer Strecke liegt Wustrow, ein reizendes kleines Dorf mit bronzezeitlichem Hügelgrab auf der Höhe oberhalb des Ortes. Mehrmals durchfahren wir den Ort, das Grab können wir nirgends entdecken. Schade! Da es sehr heiß ist, befinden sich auch keine Menschen auf der Straße, die wir fragen könnten. Eine sehr schöne Kirche haben wir fotografiert, aber leider ging dieses Bild verloren.
In Seewalde einem kleinen Ort an einem See ruhen wir uns aus. Dann entdecken wir unterwegs ein kleines Lokal und bestellen uns eine  Stärkung. Wieder fallen uns auf der Speisekarte verschiedene Gerichte auf, die so richtig typisch sind für Mecklenburg.

Natürlich haben wir uns über die Essgewohnheiten schlau gemacht:
Diese wurden von den Bauern und Fischern geprägt. Viele Bewohner in der Region mussten sich von dem ernähren, was auf den Äckern wuchs und im Meer oder einem der zahlreichen Seen des Landstrichs gefangen wurde. Das Misstrauen gegen die Kartoffel dauerte lang, aber dann waren sie umso mehr begeistert von dieser Feldfrucht. Beispiel: Stampfkartoffeln mit Buttermilch, Heringskartoffeln (zerdrückte Kartoffeln mit Hering).


Auf den fruchtbaren Böden der Felder wächst (fast) alles, was man braucht. Getreide, Kartoffeln und Kohl. In den Gärten gedeihen Erbsen, Bohnen und Möhren.
Auf den Bäumen wachsen Äpfel, Birnen und - was für mecklenburgische Küche ganz wichtig ist - Pflaumen.
Auf den Weiden grasen wohlgenährte Rinder und Schafe.
Die Wälder sind auch heute noch ausgesprochen wildreich.
Es schnattern Enten und Gänse, suhlen sich Schweine und hoppeln Kaninchen in den Ställen.
Früher trieb man die Gänse im Herbst auf die abgeernteten Stoppelfelder, um sie zu mästen. Daher auch der Name: Stoppelgänse. Dort blieben sie bis zum Martinstag, dem 11. November, der als Schlachttag auserkoren war.

Selten wurde früher Fleisch gegessen, ernährte man sich doch vom Gemüse in den Gärten.
Gemüseeintöpfe mit dem Gemüse, das gerade im Garten geerntet werden konnte.
An Festtagen, wenn es etwas anspruchsvoller sein soll, gehörte Backobst zu den Gerichten,
hauptsächlich Backpflaumen.
Vorliebe für Süß-Würziges und Süß-Saures, also süße Note.
Der Rollbraten aus Rind- oder Schweinefleisch wird mit Pflaumen gefüllt, der Entenbraten mit Äpfeln. Bekannt ist der Mecklenburger Rippenbraten mit Obstfüllung -

In den Seen wimmelt es von Fischen. Beliebt ist der Zander und besonders schmackhaft die Maränen, sie zählen zu den seltensten Fischen in den Mecklenburgischen Seen. Sie leben in den tiefsten und klarsten Gewässern. Es wird nicht verraten wo man sie angeln kann. Aber auch den Aal kann man finden, der gerne für Fischsuppen verwendet oder in Folie mit Gemüse gegart wird. Aber auch Forellen, Karpfen und Karauschen ( "Karutschen" auf plattdeutsch) kann man in guten Restaurants essen. Das nahe Meer liefert je nach Jahreszeit - Heringe, Schollen (heißen dort Flundern) Dorsche, Makrelen und Kabeljau.
Fisch direkt vom Fischer kann vielerorts erwerben.

Vom Klima kann dort oben kein Wein angebaut werden. Hier wird Bier - besonders beliebt als Pilsner - und Korn oder "Köm" (klarer Kümmelschnaps), zu besonderen Anlässen Wein getrunken. An kalten Tagen ist das Nationalgetränk - wie in ganz Norddeutschland - ein heißer Grog ("Rum muss, Wasser kann, Zucker darf", heißt das Geheimrezept).
Manches hat sich verändert durch den Wettbewerb der Gastronomie.
Deshalb konnten wir auf den Speisekarten Gerichte entdecken, die auch bei uns üblich sind. Auf jeden Fall schmeckte jedes Essen herrlich. Was das Abschmecken betraf, haben wir uns oft gewundert. Das muss ich noch positiv erwähnen.

Hier das Rezept der "Soljanka", die in Mecklenburg auf keiner Speisekarte fehlt.

Russische Soljanka

Zutaten für 4 - 6 Personen:
300 g Rindfleisch
1 Lorbeerblatt
2 Zwiebeln
1 Gewürzgurke
100 g Kabanossi
2 EL Keimöl
1 Packung Tomatensauce
1 - 2 TL Fleisch-Suppe (Fertigprodukt)
1 EL Kapern
100 g gekochter Schinken
Pfeffer
1 Zitrone

Zubereitung:
1. Das Fleisch mit dem Lorbeerblatt in 1 1/2 l Wasser ca. 2 Stunden zugedeckt bei schwacher Hitze kochen. Herausnehmen, die Brühe auffangen und das Fleisch in Scheiben schneiden.
2. Zwiebeln schälen und in Würfel schneiden. Gurke und Wurst in Scheiben schneiden. Zwiebeln im heißen Keimöl andünsten.
3. 1 Liter Brühe und Tomatensauce, Fleisch-Suppe, Gurke, Wurst, Kapern und Fleischscheiben hinzufügen und ca. 20 Minuten kochen. Schinken in Würfel schneiden, dazugeben und Suppe mit Pfeffer abschmecken.
4. Zitrone in Scheiben schneiden, Suppe in Teller verteilen und mit Zitronenscheiben garnieren.

Zubereitungszeit:
Ca. 2 Std. 25 Min.

Auf dem letzten Stück unserer Heimfahrt entdecken wir dann, dass die Straße, der wir bei der Hinfahrt nicht getraut hatten, doch der richtige Weg gewesen wäre. Schade, dass wir umgekehrt sind, hätten uns bei der Hitze viel Zeit im Auto ersparen können.


Und so war eine herrliche Woche vollgepackt mit überwältigenden Eindrücken vorbei, stellten wir abends im Zimmer fest.

Leider alle Bilder von Fürstenberg verloren, außer dem einen Bild der Kirche.

14. Juni 2004
Heute wollen wir uns die nähere Umgebung ansehen und fahren nach Wesenberg.
Das Städtchen liegt am Wöblitzsee. Viele Einbahnstraßen verwirren uns. Aber letztendlich finden wir zur Burg, die 1282 erbaut wurde. 1945 wurde sie bei einem Brand zerstört.

Heute stehen nur noch Reste der Burgmauern mit Fangelturm.
Sehr schön ist die spätgotische Kirche mit Barockhaube. Drinnen ist es sehr kühl und wir verweilen, in ein kleines Gebet vertieft. Das gönnen wir uns in jeder Kirche. Wir zünden auch noch eine Kerze an und werfen dafür Geld in ein bereit gestelltes Kässchen. - kein Bild. Neben der Kirche, gleich beim Eingang steht eine uralte 600 Jahre alte Linde. Der Stammumfang ist in der Mitte 8 Meter, am Boden unten 12 Meter. Es ist ein Wahnsinnsbaum, den ich nicht beschreiben kann.

Viele historische Gebäude entzücken uns. Im Ort und beim See genießt man noch intakte Natur. In einem der schmalen Buckelsteinpflaster-Einbahnsträßchen entdecken wir eine kleine Wirtschaft, in der wir eine Kleinigkeit zu essen bekommen. Dort sitzt auch ein typischer Einheimischer, der uns viel über die Menschen in seiner Umgebung berichtet.
Durch lautes Hupen werden wir auf eine Hochzeit aufmerksam. Dieses Gebaren unterscheidet sich scheinbar von unserem hier in keiner Weise.

Wir fahren weiter zu einem Ortsteil von Wesenberg, er nennt sich Ahrensberg. Durch diese Ortschaft führt eine entsetzliche Straße. Dieses Buckelsteinpflaster ist besonders ausgeprägt. Wir fahren sowieso schon im Schritt, aber es ist sehr schlimm. Vor den kleinen Backsteinhäuschen ist ein Sandstreifen angelegt, den benutzen wir teilweise als Fahrspur. Wir suchen eine der ganz wenigen noch erhaltenen überdachten Holzbrücken in Deutschland, können sie aber nicht finden. Immer wieder kehren wir um und "untersuchen" die Nebenstraßen, aber..... erfolglos. In der Ortschaft steht gerade ein Einheimischer vor seinem Auto. Schnell steige ich aus und frage. Er beschreibt uns den Weg. Dort waren wir doch schon!!!! Scheinbar sind wir zu bald umgekehrt. Also ein neuer Versuch. Tatsächlich finden wir die Brücke. Auch hier ärgere ich mich, dass diese Bilder verloren sind.
Dort verbindet ein Kanal den Wöblitz- mit dem Drewensee, darüber führt diese Brücke.
Noch einige kleine Ortschaften in der Nähe besuchen wir, wie Below am Wöblitzsee oder Trebbow - Trebbower See. Jede Ortschaft, mag sie noch so klein sein, besitzt ihren "eigenen" See, der in der Regel den Namen der Ortschaft besitzt.
Die Sonne brennt, aber es weht immer ein kühlender Wind, der erfrischt. Verschwindet dann die Sonne hinter Wolken, fühle ich auf der Haut immer eine gewisse Feuchte. Es kommt mir vor, als ob es "nieseln" würde. Es tut der Haut gut und sie ist geschmeidig und weich. Mein Haar fühlt sich genauso an. Wie bald wird sich das zu Hause bei uns ändern. Die Haut wird wieder spröde werden und das Haar ebenso. Dann ist wieder cremen angesagt.
Eben fahren wir durch eine winzigkleine Ortschaft. Und....... halt, rufe ich. Aber auch Otto hat es schon entdeckt. Auf einem hohen Masten entdecken wir ein Storchennest. Dieses Nest ist bewohnt. Hatten wir doch seit unserer Ankunft immer Ausschau gehalten nach Störchen. Einige Tiere konnten wir in den sumpfigen Wiesen wohl entdecken, aber mehr nicht. Auch unbewohnte Storchennester sahen wir viele. Aber dieses Mal haben wir Glück. Ein Storch steht hoch oben im Nest. Er zupft daran herum, zieht einen Stock heraus und steckt ihn an anderer Stelle wieder hinein. Jetzt wirft er was herunter, sieht wie Kot aus. Plötzlich...... wir sind überwältigt und sprachlos und das will bei mir was heißen. Da bewegt sich etwas. Ein junger Storch..... noch einer...... und dann erkennen wir noch einen dritten. Plötzlich ein lautes Flügelschlagen und ein Elterntier kommt angeflogen. Der Storch, der seither das Nest behütet hat, fliegt nun weg. Die Storchenmutter? Oder ist es der Vater? fängt nun an zu füttern. Sicher begibt sich der vorherige Nesthüter auf Futtersuche. Sehr schön können wir das Füttern beobachten. Die Kleinen kommen der Reihe nach dran. Sicher gibt es auch hier ein besonders freches Storchenkind, das sich vordrängt. Aber alle bekommen etwas ab. Dann geht auch hier das Gezupfe und Umordnen am Nest an und wieder wird der Kot aus dem Nest geworfen. Sehr lange stehen wir und beobachten diese herrlichen Tiere. Warten wir doch auf den futtersuchenden Storch. Nachdem aber eine halbe Stunde um ist, ohne dass das Tier zurück ist, fahren wir weiter. Das war ein besonderes Erlebnis, das uns noch heute in Erinnerung ist.

In diesen kleinen Dörfern werden wir automatisch an uns zu Hause erinnert, wohnen wir doch auch in einer sehr kleinen Ortschaft.

Das Brauchtum in Mecklenburg und Vorpommern interessiert uns.
Die Ernte (Aust genannt) , die früher ein wichtiges Ereignis im Jahresablauf darstellte, begann mit einem Festumzug, bei dem das Gutsvolk die aus Ähren, Blumen und bunten Bändern geflochtene Erntekrone auf einem prächtig geschmückten Erntewagen dem Gutsbesitzer überbrachte. Zum Festessen gab es Musik und Tanz.
Es fällt mir eine kleine Begebenheit ein, über die ich gelesen habe:
Unterwürfigkeit: Graf von Hahn und seine Frau Agnes, Besitzer von Basedow und weiteren Dörfern, beobachteten die revolutionären Unruhen der Jahre 1848-49 vom fernen Nizza aus. Als sie am 20. Oktober 1849 auf ihr Basedower Schloss zurückkehrten, hatten sich die Gutsinspektoren etwas einfallen lassen: Sie spannten die Pferde vom gräflichen Wagen aus und sich selbst davor, um der Herrschaft auf diese wohl einmalige Art und Weise ihre Unterwürfigkeit zu zeigen.
An der Küste war das Weihnachtsfest von regionaltypischem Brauchtum geprägt. So gab es auf Rügen und Hiddensee den Rumbräkker mit Rute und Pfeffernussbeutel. Hier ist auch heute noch der traditionelle Bögelboom zu finden, ein pyramidenförmiges Drehgestell, das mit Nüssen, Backwerk und Kerzen geschmückt wird.

Tonnenfest, das in den Dörfern von Fischland, Darß und Zingst gefeiert wird, erinnert daran, dass die früheren Bewohner der Halbinsel Darß große Mengen Heringe an die schwedischen Besatzer abliefern mussten. Beim Tonnenreiten, das seit 1800 betrieben wird, hauen Reiter auf eine zwischen zwei Masten aufgehängt buntgeschmückte Heringstonne ein. Wer das letzte Stück zertrümmert hat, ist Tonnenkönig.

Mit den Bildern des Storches fahren wir zum Hotel zurück. Wieder einmal genießen wir von der Sonnenterrasse aus den Blick über den Mirower See. Viel Betrieb herrscht dort. Das Wasser gleißt und glitzert in der Sonne. Was ist es doch herrlich!
Für den morgigen Tag stelle ich wieder einen Ausflug zusammen. Das wird etwas Größeres werden. Wir wollen nach Schwerin. Die Fahrt wird wohl ihre zwei Stunden dauern. Wenn wir dann schon dort sind, fahren wir gleich weiter nach Ludwigslust. Also zeitiger aufstehen!
Vor dem Abendessen gönne ich mir noch auf unserem, im Zimmer zusätzlich aufgestellten Sofa, ein kleines Nickerchen. Dann wird geduscht und wir gehen wieder einmal in den Ort "fremd" essen. Nach dem üblichen Abendspaziergang, bei dem wir diese schwarzen Vögel beobachten können, folgt noch eine Fernsehstunde auf dem Zimmer. Schnell sind wir ausgefüllt von den Eindrücken eines herrlichen Tages eingeschlafen.

15.Juni 2004
Über zwei Stunden Fahrt haben wir hinter uns, als wir die Ortstafel "Schwerin" entdecken. Jetzt geht die Parkplatzsuche wieder los. Letzte Rettung: ein Parkhaus. Es wird neben der Straße angezeigt und auch noch leere Parkplätze befinden sich dort, erfahren wir. Also nichts wie rein, das Parkdeck merken, wir müssen nämlich ziemlich weit nach oben fahren. Zuerst denken wir, es gibt keinen Platz mehr und die haben da draußen geschwindelt, aber dann..... Geschafft!!! Nun noch schnell den Parkschein lösen, den wir zum Wegfahren wieder brauchen.

Schwerin ist Deutschlands kleinste Landeshauptstadt. Zehn größere und kleinere Seen umgeben es, die wasser- und waldreiche Landschaft scheint in die Stadt hineingewachsen zu sein. Der Schweriner See ist der drittgrößte Deutschlands, den der 1844 aufgeschüttete Paulsdamm teilt. Seitdem gibt es den Außensee und den Innensee mit der Schlossinsel. Das Schloss in unterschiedlichen Baustilen und mit Dutzenden von Erkern und nahezu 365 Türmchen könnte einem Märchenbuch entstammen.

Und so präsentiert es sich uns auch, denn weit laufen müssen wir nicht. Schon stehen wir vor der Zufahrt, einer Brücke, die über das Wasser führt. Leider wird am Schloss gearbeitet und es ist teilweise "eingepackt". Aber der Teil, der schon restauriert ist, zeigt sich einmalig schön. Menschen über Menschen sind unterwegs, wir laufen wie in einer Völkerwanderung.
Im Fünfflügelbau des Gebäudes befinden sich der Landtag des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, sowie das Schlossmuseum. In diesem Museum kann man sich im Thronsaal wie einst der Großherzog fühlen.
Das große Reiterstandbild am Portalbau zeigt, wie man sich vor 150 Jahren den berühmten Obodritenfürsten Niklot vorstellte.
Nun steuern den Park an, dazu gehen wir rechts am Schloss vorbei. Eine Pracht!

Der Burg- und Schlossgarten sind Kleinode gartenbaulicher Kunst und eine der schönsten Parkanlagen Norddeutschlands mit Kreuzkanal und Laubengängen.
14 Sandsteinplastiken kann man bewundern. Auch das Reiterstandbild (siehe Bild) von Großherzog Friedrich Franz II ist dort zu sehen. Es wurde 1893 von Kaiser Wilhelm enthüllt. Der südöstliche Teil des Parks wird "Grünhausgarten" genannt.

Nach dem Park halten wir uns links und schlendern zurück zum Schloss. Hinter dem Schloss, fängt gleich der See an und vorgelagert befindet sich eine zauberhafte Insel, die wir fotografieren. 

Die Orangerie bewundern wir und die Freitreppen, die dort neben Statuen nach oben und wieder nach unten führen. Wir lassen alles auf uns einwirken und sind erfüllt von der Schönheit, wie ich es anfangs schon beschrieben habe.
Otto knipst wie ein Wilder und ich kann nicht genug bekommen. Muss es von rechts, von links, von vorne und hinten haben..... Leider sind die Digis verloren, aber vom Fotoapparat sind noch Bilder vorhanden.

 Da sich der See gleich anschließt und sich mit seiner Weite präsentiert, bekommen wir ein Gefühl der Freiheit nach dieser Seite. Auf der anderen Seite wird das Ganze abgerundet von dem Schloss, das sich hinter der Orangerie erhebt und stolz und bombastisch auf uns herunter blickt. Ich kann es gar nicht beschreiben, diese gegensätzlichen Eindrücke. Das Schloss, das sich erhebt und uns fast erdrückt und gegenüberliegend der See, der einem das Gefühl der Freiheit vermittelt. Nach der Orangerie wenden wir uns wieder nach links und gehen direkt am Wasser entlang. Wir gelangen in Gänge, die direkt in Felsen gehauen sind und doch wieder nicht. Riesige Steinblöcke sind übereinander geschichtet, die diese Art Felsengrotte zu tragen scheinen. Diese Blöcke lassen Gänge frei. Dazwischen sieht man den See, aber auch den weiteren Weg durchblitzen. Ein Schritt nach rechts, links, nach vorne oder hinten und das Bild verändert sich. Es ist einmalig. Leider sind diese Bilder nicht mehr vorhanden, denn diese Eindrücke lassen sich schwer vermitteln. Nach diesem Felsengebilde in Art einer unterteilten Grotte, führt der schmale Weg weiter an riesigen Bäumen vorbei und zu der Vorderfront des Schlosses. Hier befindet sich auch wieder, die über das Wasser führende Zufahrt.

Wir verlassen die Schlossinsel über die Brücke, und sehen das Staatliche Museum. 
Gleich daneben ist unter freiem Himmel die Bühne für "Operaufführungen unter Sternen" aufgebaut. 


Aber erst müssen wir uns stärken. Nur wo? Es zieht sich ganz schwarz und...... wird bald regnen. Etwa dreihundert Meter weiter entdecken wir einen Imbiss. Ein paar Tische und Stühle, die überdacht sind. Nichts wie hin. Kaum Platz genommen und bestellt, öffnet der Himmel seine Schleusen.
Aber wir sitzen gemütlich auf weichen Sitzkissen....
Und nun haben wir ein nettes Erlebnis, das wir Euch nicht vorenthalten wollen.

Am Nebentisch sitzt ein junger Mann. Zwei kleine Tassen Capuccino hat er vor sich stehen. Auf einmal lässt sich ein Spatz auf dem runden Tischchen nieder, noch ein zweiter und ein dritter. Scheinbar kennt der Gast dieses Gebaren schon. Er bricht von seinem Brötchen ein paar kleine Brocken ab und legt sie auf den Tisch. Neben seiner Hand verköstigen sich die Spatzen. Der eine streckt sich und..... er wird doch wohl nicht auf die Tasse springen wollen. Nein, er kennt das scheinbar, dass es nichts für ihn ist. Wäre ja auch zu heiß! Mittlerweile ist die Begleiterin des jungen Mannes dazu gekommen. Aber die Spatzen tummeln sich weiterhin auf dem Tisch und schnappen sich jedes noch so kleine Bröselchen. Also teilen ist angesagt. Direkt unter den Händen der Fütternden laufen diese Tierchen hindurch, um ja keinen Brocken zu übersehen. Mittlerweile haben auch wir unser Essen bekommen. Wir beschließen, lieber Pommes zu essen, damit auch wir noch was für diese niedlichen Tierchen übrig haben. Denn diese haben es gleich erkannt, jetzt gibt's auch hier was zum Fressen. Fast handzahm könnte man die Spatzen nennen und so possierlich. Das fordernde Gezwitscher und Hin- und Herlaufen auf den Tischen amüsiert nicht nur uns. Aber wir bekommen weiteren Besuch. Ein Erpel hat den Weg zu uns gefunden. Ein Beinchen zieht er etwas nach, ist also behindert. Er bekommt den Rest der Semmel. Aber wir müssen auf der Hut sein, denn die Spatzen sind schneller. Sie springen hin und...... weg ist die "Beute". Schnell wird das Semmelstückchen in Sicherheit gebracht und genüsslich verzehrt. Und es sind viele Spatzen, also keine Chance für den kranken Enterich. Der Erpel kann mit seiner Behinderung nicht so schnell reagieren. Dafür frisst er direkt aus der Hand. Seine "Frau" kommt nun hinzu. Aber da sie "gesund" ist, schaut sie nur zu. Ihr "Mann" wird verköstigt. Was hat das Tier für einen Hunger. Wir müssen noch einige Pommes opfern, die mit Genuss verspeist werden. Mittlerweile erfahren wir von einem anderen Besucher dieser Imbissbude, dass die gefiederten Gäste hier bekannt sind. Vor allen Dingen der arme Erpel. Es fällt ja auch einiges für diese Tiere ab. Viele Menschen haben Mitleid und teilen.

So, der Regen hat aufgehört und nun gehen wir wieder "on tour".
Viel Interessantes gibt es in der Stadt zu sehen.


Vor dem Hauptbahnhof plätschert der Brunnen "Rettung aus Seenot". Als er 1911 enthüllt wurde, so erzählt man, sei die Spenderin angesichts der nackten Brunnenfiguren in Ohnmacht gefallen.
Das beherrschende Bauwerk der Altstadt ist der Dom - Backsteingotik. Auf dem Turm befindet sich ein "Aussichtsrundgang" in 50 m Höhe. Der Turm ist mit
117,5 m der höchste Kirchturm von Mecklenburg-Vorpommern. 
Auf einem freien Platz vor dem Dom erinnert seit 1995 der Schweriner Löwe an den Gründer der Stadt.

 

Das Innere des Doms ist so prächtig, dass man sich fast nicht zu atmen getraut.
Nur das Wichtigste will ich hier aufführen und mit Bildern belegen:
Auf dem unteren Bild befindet sich von oben und links nach rechts:
"Nordöstliche Chorumgangskapelle" - "Mittelschiff nach Osten" - "Blick auf die Orgel" - "Chor mit Kreuzigungsbild" - "Thomaskapelle"


Der Kreuzaltar von 1495 mit Heiligenfiguren, ist auf dem nächsten Bild zu sehen.
darunter links: "Taufe von 1325", ältestes Ausstattungsstück des Doms.
und rechts unten "Bronzegrabplatte für zwei Bischöfe".

Weiter möchte ich nicht auf das Innere des Doms eingehen. Erwähnenswert finde ich noch:
1917 musste der Dom drei, 1944 zwei Glocken für den Krieg abliefern. Erhalten geblieben sind die kleinere Glocke von 1363 und die mittlere Glocke von 1470.

 Auf dem Platz vor dem Dom entdecken wir auch die zugähnlichen "Petermännchen". Sie stehen dort, um Fahrgäste aufzunehmen, die dann durch Teile der Stadt gefahren werden.


Zur Symbolfigur Schwerins wurde der Schlossgeist "Petermännchen" mit Federhut und weiten Pluderhosen. Er hat das eigentliche Wahrzeichen auf dem Rathaus, den reitenden Stadtgründer Heinrich den Löwen, völlig in den Schatten gestellt. Petermännchen steht im Schlosshof, um 1845 im Auftrag von Großherzog Friedrich Franz II. aus Sandstein gehauen. Die erste nachweisbare Darstellung befindet sich in der Belletage des Schlosses, ein 1823 gemaltes Rundbild.

Auf dem Marktplatz beeindruckt das Altstädtische Rathaus. Von der Rückseite dieses Gebäudes ertönt jeden Mittag 12 Uhr das Glockenspiel aus Meißner Porzellan mit der Melodie von Mecklenburgs meistgesungenem Volkslied "Von Herrn Pastor sien Kauh".
Pfaffenteich "Papendieck" sagen die Schweriner plattdeutsch zu ihrer "Binnenalster", am Ufer befindet sich heute der Sitz des Innenministeriums, frühere Demmler-Bauwerke. Über den 200 m breiten Teich verkehrt für Eilige eine Fähre, der Pfaffenteichkreuzer.
Voller Erlebnisse und Empfindungen treten wir den Rückweg an. Zum Glück finden wir auch das Parkhaus gleich wieder und unser Auto. Schlimmer ist, die Einfahrt auf die Hauptstraße, denn es herrscht reger Verkehr und die Ampel schaltet ständig auf Rot. Aber auch das ist geschafft und nun geht unsere Fahrt weiter.


Wir wollen noch nicht nach "Hause", denn nur wenige Kilometer entfernt liegt Schwerins "kleine Schwester" Ludwigslust

Ein "Versailles von Mecklenburg" schwebte Herzog Friedrich vor, als er Mitte des 18. Jahrhunderts das Schloss und den Park errichten ließ. Die Pläne waren aber für das kärgliche Land einige Nummern zu groß. Deshalb konnte Reichtum nur vorgetäuscht werden. In dem über zwei Etagen reichenden Goldenen Saal des Schlosses besteht fast alles nur aus bemaltem Pappmaché.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt sind wir dort.
 

Vor dem Schloss entdecken wir das Standbild Großherzog Friedrich Franz I.


Auch an diesem Schloss wird gearbeitet und es ist "verkleidet". Der gesamte mittlere Teil ist in Folie gehüllt.
Der 20 km lange Ludwigsluster Kanal wird hier effektvoll über steinerne Kaskaden geführt.
Der Schlosspark nimmt, allein schon wegen seiner Größe und des seltenen Baumbestandes, den ersten Platz in Mecklenburg-Vorpommern ein. Der besondere Reiz, die im gesamten Park verstreut liegenden kleinen Bauwerke, Denkmäler, sowie die miteinander verbundenen Gewässer mit künstlichen Inseln, Brücken und Wasserspielen.
Wir sind etwas müde, es ist ein anstrengender Tag. Aber sehr glücklich fühlen wir uns voll von wunderschönen Eindrücken. Also setzen wir uns auf eine Bank und bekommen "Besuch". Ein Einheimischer gesellt sich zu uns und fragt, ob er sich setzen darf. Wir haben absolut nichts dagegen. Und so erfahren wir Einiges über die damaligen Zeiten vor der Wiedervereinigung. Für uns ist es sehr interessant. Nach dem Gespräch mit diesem Mann, stellen wir fest, es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Diese Ansicht erfuhren wir schon von mehreren anderen Einheimischen.
Wir möchten uns noch das letzte Stück des Parks ansehen. Ich habe dort hinten nämlich was entdeckt und nun kann mich niemand mehr halten. Eine Kirche.....ohne Turm.... Eine kleine Brücke davor, sie führt über einen der zahlreichen Kanäle.

Aber sie ist verschlossen. Schade!!! Da kommt ein junger Mann auf uns zu und fragt, ob wir die Kirche gerne innen bewundern möchten. Aber natürlich, sehr gerne. Er schließt auf. Mittlerweile ist ein junges Paar zu uns gestoßen und gemeinsam betreten wir das Gotteshaus.
Der Innenausbau fasziniert uns, wir sind richtig ergriffen. Natürlich können wir nicht fotografieren, hätten das Gefühl, das Gebäude dadurch zu entweihen. Eine Spende muss noch sein. Draußen schauen wir nach. Es ist die Katholische Kirche St. Helena, turmlos auf einer Halbinsel, separat auf einer weiteren Halbinsel können wir nun den Turm erkennen. Unterwegs entdecken wir noch zwei Mausoleen, das der Herzogin Louise und das Grabmal der Erbprinzessin Helene Paulowna.

Wir erfahren auch, dass heute im Park Open-Air-Veranstaltungen stattfinden und gerne besucht werden. Das muss jedes Mal ein Riesenspektakel sein. Es wird allerhand geboten. Schauriges, Liebliches, Musikalischen und alle möglichen Vorführungen. Die verschiedensten Kostüme kann man bewundern.
Müde schleppen wir uns zum Ausgang. Dort setzen wir uns auf eine Bank und sehen den Wasserkaskaden zu, die vom Schloss durch einen riesigen Platz im Buckelsteinpflaster getrennt sind. Diese Kaskaden werden gespeist von einem breiten Kanal. Dieser wird dort zusammengeführt aus unzähligen Kanälen und verzweigt sich nach den Kaskaden wieder in viele einzelne Kanäle, über diese mehrere kleine Brücken führen. Dazwischen sind Rasenflächen und Blumenbeete angelegt. Faszinierend.

Das Land um Ludwigslust heißt: "Griese Gegend". Es war mit seinen Kieferforsten, Sümpfen und kargen Sandböden der ärmste Landstrich im Herzogtum.
Nach Mirow können wir nun eine Route wählen, die nicht mehr so weit ist, wie die Hinfahrt nach Schwerin und Ludwigslust. Es ist trotzdem schon dämmrig, als wir im Hotel eintreffen. Schnell duschen und umziehen. Im Hotel genehmigen wir uns wieder ein reichhaltiges und leckeres warmes Abendessen. Mit einem großen Apfelsaftschorle wird es abgerundet. Müde und etwas schlaff hängen wir auf unseren Stühlen. Aber es war ein sehr eindrucksvoller Tag ausgefüllt mit vielen sehr schönen Erlebnissen.

16. Juni 2004
So, heute geht es nach "Plau am See". Hatten wir uns diese Fahrt doch schon vorgenommen, als wir bei den "Eisvögeln" waren.
Holprige Straßen erinnern an das Mittelalter. Herrliche Gebäude entzücken das Auge. 

Auf diese Stadt gelegen am Plauer See (drittgrößtes Gewässer) waren wir schon sehr gespannt. Aber..... den See können wir nicht entdecken und sind enttäuscht, steht doch hinter dem Namen "am See". Und somit beginnt unsere Suche. Wir entdecken nach einer längeren "Wanderung" zwischen Häusern hindurch, eine Schiffsanlegestelle, von der man Ausflüge auch zu den anderen bezaubernden Gewässern der Mecklenburgischen Seenplatte unternehmen kann. Diese Anlegestelle befindet sich an einem Wasserarm und wir denken, wenn wir den entlang marschieren, müssen wir doch zum See gelangen. Die Prospekte sehen so vielversprechend aus..... erfahren wir doch dort auch, dass Wege von 57 km Länge um den See führen. Die Sonne brennt und wir sind auf der Strecke, aber von einem See keine Spur. Rechts nur Wiesen, die uns dahinter den See vermuten lassen. Links führt die Hauptverkehrsstraße vorbei, über die auch wir "eingeflogen" sind. Irgendwo muss sich doch dieser See befinden, sinnieren wir. Wahrscheinlich ist er nur von den Ortschaften außerhalb der Stadt zu sehen, ist unsere Vermutung. Mittlerweile knurrt uns der Magen böse an. Wir haben einen Riesenhunger und werden griesgrämig, da es wirklich sehr heiß ist. Also zurück, das hat keinen Sinn. Unterwegs noch eine Rast auf einer Bank, bei der wir Schirm und Regenjacke verstauen. Sah morgens nicht so gut aus und so nahmen wir diese Utensilien mit. Wir schwitzen und beschließen, schnell weiter. Ermattet traben wir wieder Richtung Stadt. Leider konnten wir auch die vielbefahrene Müritz-Elde-Wasserstraße, die sich dort befinden soll, nicht orten.
Die Elde-Schleuse ist sehr wichtig für die Stadt, denn dieser Wasserweg spielte schon ab 1650, als sie das erste Mal erwähnt wurde, eine bedeutende Rolle. Auch noch heute ist die Elde die Verbindung der Seen über die Elbe bis zur Nordsee. Die Brücke der Schleuse heißt im Volksmund "Hühnerleiter", denn als sie 1945 erbaut wurde, gab es so wenig Material, dass man statt Treppen nur Leisten anbringen konnte. 1991 völlig erneuert, ist sie heute das Wahrzeichen der Stadt.

Die 1916 erbaute Hubbrücke über die Elde hebt die Fahrbahn der Straße an vier Masten waagerecht empor. 1992 wurde sie originalgetreu erneuert und ist mittlerweile ein technisches Denkmal. Versieht aber nach wie vor ihren Dienst, auch als lohnendes Fotomotiv.

Wir essen unterwegs eine Kleinigkeit, damit sich unser Magen beruhigt und trösten uns mit dem Burgturm, den wir in der Ferne sehen können.
Imposant steht er nun vor uns. Eine Tafel informiert uns, dass er als "Baudenkmal" gilt.
Wir erfahren, dass 1287 auf einer aufgeschütteten Insel ein fürstliches Schloss errichtet wurde. 1448 bis 1449 wurde das Schloss zur Burg ausgebaut. 1538 bis 1550 Ausbau zur Festung. 1618 bis 1648 im Dreißigjährigen Krieg, verwüsteten acht Belagerungen die Stadt. 1660 Schleifung der Festung.
Ein paar Treppen führen nach oben und nun stehen wir vor dem Eingang. Eng geht es hier zu und....... das Gelände fällt hinter dem Turm steil ab. Wir befinden uns in schwindelnder Höhe. Unten sieht man Büsche, etwas Grasland und ein Gärtchen. Leute kommen uns entgegen, bevor wir den Burg-Eingang betreten, wir müssen uns quetschen, damit wir aneinander vorbei kommen. Für mich ist der Eingang wie geschaffen, aber Otto muss sich ganz schön bücken. Drinnen versieht ein älterer, sehr sympathischer Mann seinen Dienst. Wir kommen ins Gespräch. Er ist Rentner und achtet auf die Kostbarkeiten im Turm - unentgeltlich. Gleich berichtet er uns, was auch draußen auf der Tafel steht, dass vom ehemaligen Schloss und der späteren Festung nur noch der Bergfried und Turm übrig geblieben sind, da die Stadt in der Vergangenheit oft überfallen und zerstört wurde. Seine Worte erklären uns die Vorkommnisse natürlich viel lebhafter als die Tafel. Er und viele andere Liebhaber der Geschichte der Stadt und des Turms haben Dinge zusammen getragen, die sehr interessant sind. Natürlich besitzen sie Seltenheitswert und müssen gehütet werden. Der Turm wird nachts deshalb auch abgeschlossen. Um alles erhalten zu können, wird ein Euro "Eintritt" verlangt, den wir gerne zahlen. Gleich unten, ein paar Schritte nach dem Eingang, befindet sich das Verlies. Das Loch ist oben mit einem Gitter abgedeckt, aber man kann die Tiefe bewundern, da es ausgeleuchtet ist. Nur ein Strick führt nach unten. Die Menschen wurden auf einen Stuhl gesetzt, fest gebunden und mit dem Strick nach unten gelassen. Kamen erst frei, wenn sie ausgelöst wurden oder nie. Der Burgturm wurde 1448 erbaut mit 3 m dicken Mauern und einem 11 m tiefen Verliesturm. Keine Türe und auch kein Fenster befinden sich unten in diesem engen, steinernen Gefängnis.

Eine schmale, sehr steile Treppe führt uns im Turm nach oben. Geschafft! Auf dem ersten Absatz werden die "Bewohner" des Turms vorgestellt. Hinter Glas in Schaukästen mit passender Beleuchtung schauen sie uns entgegen. Einige davon möchten wir Euch vorstellen. 

Wieder steigen wir die nächste steile und enge Windung hoch. Dort ist eine alte Uhr mit allem was zur Funktion dazu gehört, aufgebaut. Es handelt sich um die Turmuhr der Plauer Stadtkirche St. Marien. Eine Tafel informiert über die Geschichte dieser Uhr. 
Auch viele Schriftstücke, die Stadt und ihre Bürger betreffend sind in Schaukästen ausgestellt. Ebenfalls beeindrucken dort kleinere Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeit die Besucher. Auf jedem Stock sind außerdem größere Werkzeuge und Gegenstände, wie sie die Menschen damals benutzten zu sehen. Wieder geht's nach oben. Kleine Fensterchen sind an den jeweiligen Seiten des Turms in die Wände eingehauen. Fußschemel ermöglichen es auch kleineren Menschen, aus dem Fenster die Aussicht zu bewundern. Aber das Interessanteste ist auch hier viel Schriftliches, das über die Geschichte der Stadt und auch des Turms, zusammen getragen worden ist. Kinderzeichnungen und auch Bastelarbeiten sind ausgestellt.

Vorsichtig, langsam und in gebückter Haltung steigen wir diese engen Steinstufen wieder hinunter, ein an der Wand befestigtes dickes Seil als Halt benutzend. Auf jedem "Stockwerk" wird eine kurze Rast gemacht, dabei sehen wir uns alles noch einmal genau an.

Unten angelangt, nach einer herzlichen Verabschiedung begeben wir uns ins Stadtinnere. Die Kirche sehen wir schon von weitem. Aber vorher führt uns der Weg noch am Rathaus vorbei, das trutzig und beeindruckend auf uns herunter schaut.

Nicht weit entfernt begrüßt uns schon die Kirche. Der herrliche Neorenaissancestil beeindruckt. Leider ist sie geschlossen, obwohl sie geöffnet sein müsste, wie wir von einem Einheimischen erfahren. Schade. Aber ein Bild wird trotzdem "geschossen". 

Langsam gehen wir über das Buckelsteinpflaster zurück zum Parkplatz. Kurz überlegen wir, ob wir den See außerhalb von Plau noch suchen wollen. Entscheiden uns aber, zurück zu fahren. Unterwegs faszinieren uns unzählige Windräder, das typische Landschaftsbild dort oben. Schon bei der Anfahrt zu unserem Urlaubsdomizil tauchten sie vermehrt auf, je weiter wir nach Norden kamen. 

Stattlich stehen sie vor uns und drehen sich, schneller oder langsamer, je nachdem wohin sie ausgerichtet sind.
Lange stehen wir und lassen das Bild auf uns wirken. Wolken verdüstern den Himmel, dann kommt wieder die Sonne hervor.
Mit einem letzten Blick steigen wir ins Auto und fahren zum Hotel zurück. Die Sonne hat sich durchgekämpft und wir dürfen noch eine Weile auf der Terrasse den Blick über den Mirower See genießen, bevor wir uns in unser Zimmer begeben.
Abends nach dem Essen stellen wir fest, dass unser Urlaub dem Ende zugeht.

17. Juni 2004
Heute geht's nach Malchow, der "Perle der Mecklenburger Seenplatte". Der Stadtkern war früher eine Insel, nur über Brücken erreichbar. Ebenso das ehemalige im Jahre 1235 gegründete Nonnenkloster. Dort lebten adlige Töchter als Nonnen und mussten eine hohe Gebühr bezahlen, um aufgenommen zu werden. Meistens handelte es sich um Ländereien. Dadurch begründete sich der große Reichtum des Klosters. 1572 wurde es umgewandelt in ein Damenstift. Es blieb aber trotzdem eine Auszeichnung, aufgenommen zu werden und man hatte keine Chance, wenn man nicht gleich bei der Geburt dort angemeldet wurde.

Seit 1846 ersetzt ein aufgeschütteter Erddamm die Brücke zur Insel mit dem Kloster. Außerdem wird die Verbindung noch durch eine Drehbrücke hergestellt. Das ist mit oft erheblichen Wartezeiten des Autoverkehrs verbunden.
Gleich am Parkplatz fasziniert uns eine Windmühle, die restauriert wird.

Nicht weit und wir befinden uns im Zentrum. Herrliche Häuserfassaden beeindrucken uns. 

Der Altstadtkern mit seinem hübschen Rathaus liegt ja noch auf der ehemaligen Insel, verbunden mit dem Festland durch Erddamm und Drehbrücke.  Es hat angefangen zu regnen. Zum Glück haben wir die Schirme dabei. 

Ein paar Straßen weiter stoßen wir auf diese Drehbrücke. Ein Schiff liegt dort schräg und wir warten mit unzähligen anderen Menschen. Wenn die Brücke mehrmals am Tag zur Seite gedreht wird, um größeren Booten die Durchfahrt zu ermöglichen, versammeln sich stets Schaulustige, um den Freizeitkapitänen vergnügt zuzuwinken.

Diese Drehbrücke ist ein "Paradoxon":
Wenn sie verbindet - trennt sie,
wenn sie trennt - verbindet sie.

Aber es tut sich nichts und wir gehen weiter.
Nun sind wir bei dem aufgeschütteten Erddamm angekommen, über den wir zum Kloster marschieren. Auch die Hauptverkehrsstraße führt über diesen Damm. Auf beiden Seiten Wasser. Liegt doch diese Stadt am Malchower See zwischen Plauer und Fleesensee.
Wir sind beim Kloster angelangt, das uns sehr enttäuscht. Es sieht sehr heruntergekommen aus. Führungen werden veranstaltet und über das ehemalige Klosterleben berichtet. Aber wir kommen zu spät und wollen nicht warten. Es herrscht in diesem Außengang des Klosters eine bedrückende Atmosphäre, ein modriger Geruch und wir wenden uns wieder dem Ausgang zu. Nun betreten wir die Kirche. Die Fenster beeindrucken uns mit einer schönen Glasmalerei. 

Mit diesen Bildern treten wir den Rückweg an. Unterwegs erfahren wir noch Einiges über Malchow. 1235 gegründet gewann der Ort vor allen Dingen Bedeutung durch die Tuchmacherei. Die "Färbereien" und "Tuchfabriken" begründeten den Ruf Malchows als ‚Manchester' Mecklenburgs. Noch ein letzter Blick über den See auf das Kloster. 

Nun sind wir wieder bei unserem Auto, um die Weiterfahrt anzutreten. Wollen wir ja nach "Untergören", um dort Bekannte zu besuchen, die sich schon riesig auf uns freuen. Aber..... jetzt hat es uns erwischt, wir stehen in einer riesigen Autoschlange, die Brücke wird gedreht und das heißt warten. Wenn den Schiffen die Durchfahrt ermöglicht wird, fehlt die Straße, die Brücke ist ja weggedreht. Ist die Straße wieder vollständig, müssen nun die Schiffe warten.
Aber letztendlich haben wir Malchow wieder verlassen und fahren Richtung "Gören-Lebbin".
Hier möchte ich noch etwas anmerken, das auch auf diese "Ortschaft" zutrifft.
Die ehemaligen "Herrenhäuser" werden wegen ihrer Pracht meist als "Schloss" bezeichnet. Die Besitzer wurden 1945 im Rahmen der Bodenreform, die unter der Führung der Sowjets stattfand, durchweg enteignet. Zu DDR-Zeiten dienten die Gebäude als Schulen, Seniorenheime, Ferienhäuser oder Internate, ihr Erhaltungszustand ist oft sehr schlecht. Einige Schlösser wurden inzwischen restauriert und deren Aussehen, z.B. auf Bildern, ist einfach so perfekt, dass wir an ihrer Echtheit zweifeln. So schön kann doch die Wirklichkeit nicht sein. Hinter den sieben Bergen von Mecklenburg und Vorpommern träumt ein Märchenschloss neben dem anderen. Behütet von starken Charakterbäumen, umrankt von dornigen Rosen, flankiert von einem verwunschenen See. Und überspannt von einem stimmungsvollen Himmel mit dem weihevollen Licht. Etwa 2.000 Burgen, Klöster, Schlösser, Guts- und Herrenhäuser sollen es sein. Meist umgeben von einem Garten oder Park. Knapp die Hälfte steht unter Denkmalschutz. So dicht sind die bunten Perlen in kaum einer anderen europäischen Region gesät. Das ist für das Land eine Verpflichtung. Viele Schlösser und Gärten konnten in jüngster Vergangenheit aus ihrem 50-jährigen Schlaf erlöst werden. Man hat sich dieses unschätzbaren Kulturerbes erinnert. Es trugen dazu bei: Bund und Land, vor allem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Kommunen und Vereine. Aber auch viele engagierte Privateigentümer. Und so treten immer wieder Überraschungen zu Tage. Vor allem kleine, völlig in Vergessenheit geratene Anlagen entpuppen sich plötzlich als Juwelen von ungeahnter Schönheit und nicht selten auch als das zauberhafte Werk eines großen Meisters. Staunend erleben Einheimische und Gäste, wie Jahr für Jahr ein Goldstück nach dem anderen zu neuem Leben erwacht. Dies gilt auch für Schlösser und Gutshäuser. In liebevoll restaurierten Gemäuern beherbergen modernste Hotels ihre Gäste, heute ebenso zeit- wie "standesgemäß". Doch keine Bange, auf den Komfort des 21. Jahrhunderts muss man in den traditionsreichen Häusern keineswegs verzichten.
Eines dieser Häuser - ein Traumschloss - befindet sich in Gören-Lebbin, an dem wir auf unserer Fahrt nach "Untergören" vorbeifahren. 

 

Diese Hotelanlage besitzt alles, was ein "Mehr-Sterne-Hotel" haben muss. Fit- und Wellness-Center, Golfplätze, Reitställe- und anlagen, usw.... Für Kinder wurde der "Robinson-Club" erstellt und angegliedert. Die Kinder werden dort betreut und überrascht mit Dutzenden von Aktivitäten. Dieser Klub ist nicht direkt beim Hotel, sondern befindet sich in Untergören.
Aber bevor wir diese Ortschaft erreichen stärken wir uns noch in einer Art Landhotel. Alles rustikal aus Holz, alte Gerätschaften stehen oder hängen an den Wänden. Wir sind begeistert.
Getreidegarben, Strohblumen und dazwischen Porzellanpuppen, zünftig angezogen.
Aber nun geht's weiter. Das Ortschild "Untergören" ist bald erreicht. Nur finden wir die angegebene Straße nicht, genauer gesagt, wir finden sie, aber die gesuchte Hausnummer fehlt und einige andere auch. Unsere Bekannten hatten uns gewarnt. Es hieß, ruft an, wenn ihr vor der Ortschaft steht. Wir kommen dann und weisen Euch ein. Also doch Anmeldung per Handy! Trotzdem schaue ich mich etwas um, aber nirgends geht es weiter in der genannten Straße. Ein Auto kommt, unser Bekannter hat uns entdeckt. Er fährt nun mit dem Fahrzeug vornweg, nicht ohne uns zu warnen, dicht hinter ihm zu bleiben. Bald erkennen wir warum. Ein Schlagbaum, er steckt eine Karte ein, die Schranke geht hoch. Nun geht es ganz fix. Er voraus und wir ganz eng an seiner Stoßstange mit. Es ist gut, dass dieser Teil der Straße oder sagen wir Weg, abgegrenzt ist, so sind sie sicher vor vielen unliebsamen Besuchern. Ein kleines Häuschen begrüßt uns und dort steht schon unsere Bekannte. Lange haben wir uns nicht gesehen, umso herzlicher fällt die Begrüßung aus. Viele liebe Grüße müssen wir ausrichten. Nun sitzen wir auf der Terrasse mit dem Blick auf den Fleesensee. Aber es zieht ganz schwarz und ein heftiges Gewitter entlädt sich. Aber wir sitzen trocken bei Kaffee und Kuchen. Was gibt es nicht alles zu erzählen. Wir erfahren, wie das mit dem Kauf des Grundstückes und dem Bau des Häuschens so gelaufen ist. So ein naturnahes Plätzchen, begrenzt auf der einen Seite vom Wald und nach vorne zum See, würde uns auch gefallen. Naja, was noch nicht ist, kann ja noch werden..... Natürlich müssen wir eine "Hausbesichtigung" vornehmen und sind schlichtweg begeistert. Dann wird uns noch ein Abendessen aufgetischt und es schmeckt herrlich so an der frischen Luft.
Ein Unglück ist erst am See passiert, erfahren wir. Am Mittwoch, als die Schifffahrt wegen Sturmwarnung abgesagt worden war, traute sich ein Berliner mit seinem Drachenflieger auf den See hinaus. Gerade hier an der Müritz und dem Fleesensee ist das besonders gefährlich. Es hob ihn hoch in die Luft und dann schlug es ihn auf die Wiese. Die Rettungskräfte bemühten sich lange vergeblich um ihn. Wir waren somit froh, dass die Schifffahrtsgesellschaft so konsequent die Reise an diese Seen untersagt hatte, obwohl wir anfangs sehr enttäuscht waren. Wollten wir doch eine Rundfahrt über die Müritz und all die anderen Seen unternehmen. Zahlreiche Schleusen wären inbegriffen gewesen und auch Landbesuche. Aber es hatte nicht sollen sein!
Wie oft saß unser Bekannter in seinem Boot am Rand des Sees im Schilf und traute sich nicht, die Heimfahrt anzutreten, weil dieser gefährliche See gewaltig tobte. Da hilft nur, Richtung Ufer rein ins Schilf, niederkauern im Boot und warten. Vorgesorgt wird, indem man immer Ölzeug zum Abdecken dabei hat, damit man nicht total durchnässt wird. Unsere Bekannte sitzt dann zu Hause und zittert und ihr Mann im Boot und zittert auch, aber meistens vor Kälte. Den See kennt er mittlerweile, deshalb wird er auch nie so vermessen sein, leichtsinnig zu werden. Sehr fischreich ist das Gewässer und frischen Fisch wollten uns diese lieben Menschen mitgeben. Aber es wäre bis zum Samstag, unserer Heimreise, zu lange gewesen. Schade, so gute Fische werden wir nicht so schnell bekommen.
Sehr spät treten wir die Heimfahrt an und kommen erst gegen 23.00 Uhr im Hotel an. Es ist schon abgeschlossen. Zum Glück haben wir den Hausschlüssel, der die ersten Tage fehlte. Die Touristen vor uns hatten ihn versehentlich eingesteckt und mussten ihn erst von Hamburg per Express ans Hotel schicken. Wir hätten auch den Notschlüssel beanspruchen können, aber an den ersten Tagen wollten wir nachts ja noch nicht "rumstromern".
Schnell geduscht und ab ins Bett.

18. Juni 2004
Heute ist unser letzter Urlaubstag. Wehmütig blicken wir zurück auf knappe zwei Wochen, ausgefüllt mit herrlichen Erlebnissen und einmaligen Bildern. Ein letztes Mal wollen wir die nähere Umgebung abfahren und Abschied nehmen. Unser Weg führt uns in den Müritz-Nationalpark und wir lassen das Auto stehen. Der Wald ist so ganz anders als bei uns. Dass hier keine Berge sind, wussten wir, aber die Bäume selbst. Ganze Kiefernforste, von Menschenhand angelegt, säumen die Straßen und beherrschen somit die Landschaft, abgelöst von Birken. Die angestammten Buchenwälder sind kaum noch anzutreffen.
Für die Seenlandschaft typisch sind schöne Baumgruppen oder Einzelbäume. Es stehen oft an einem Waldweg nahe bei einem Dorf mehrere riesige Eichen, mit einem Stammumfang von 8 Metern oder mehr. Berühmt sind die Eichen von "Ivenack". Sie sollen die ältesten Europas sein. Ein vermutetes Alter von zwölfhundert Jahren und einen Kronendurchmesser von 29 m soll die gewaltigste haben.
Noch einmal durchfahren wir die Schatten spendenden Alleenstraßen, gesäumt von riesigen Bäumen. Dicke Stämme unmittelbar rechts und links der Straße erschrecken uns. Nur nicht zu schnell fahren und.....

Einen riesigen Platz mitten in den Wiesen haben wir entdeckt. Teilweise eingezäunt. Flüge in Sportflugzeugen werden angeboten. Aber was uns noch mehr interessiert, ist ein kleines Museum mit ganz alten Flugzeugen. Schon vor dem Gebäude entdecken wir zwei "MIG"'s. An jeder Maschine ist eine Tafel und es wird viel erklärt, wann sie erbaut und wann sie zum letzten Mal eingesetzt wurde. Raketenteile sind dort außerdem ausgestellt. Das Museum selbst ist geschlossen. Leider sind diese Bilder alle verloren gegangen, was uns besonders traurig machte.
In der nächsten kleinen Ortschaft prägen wir uns das typische Bild der Bauweise ein letztes Mal ein, malerische kleine Häuschen in rotem Backstein. Was sie wohl erzählen könnten? Ein bezauberndes Kirchlein, das wir betreten. Im kühlen Innern danken wir für diese schöne Zeit, die wir verbringen durften und bitten um eine gesunde Heimfahrt.

Am Ende des Dorfes fotografieren wir ein Gebäude mit Reetdach. Einige durften wir auf unseren Fahrten entdecken und uns daran erfreuen.
Wir haben die Ortschaft verlassen. Herrliche Kornfelder übersät mit rotem Mohn und blauen Kornblumen entzücken ein letztes Mal unser Auge. Selbst Orchideen konnten wir an bestimmten Stellen entdecken.
Noch eine Rast an einem See! Möwen fliegen über den See, begrüßen uns mit ihren lustigen Schreien. Enten, Gänse und Schwäne bevölkern das Gewässer.


Zu DDR-Zeiten war Mecklenburg-Vorpommern in drei Bezirke eingeteilt Schwerin, Rostock und Neubrandenburg. Die Wirtschaftsweise wurde von vier Säulen getragen. Der Landwirtschaft, der Industrie bei den Städten, dem Hafen- und Seeverkehr und dem staatlichen Erholungswesen.
Seit der Wiedervereinigung befindet sich die Wirtschaft in einer Phase der Umstrukturierung.
Die Landwirtschaft muss sich den Regeln des EU-Marktes unterordnen und vor allen Dingen ihre Produktionsformen ändern. Dieses Land ist neben Thüringen die wirtschaftsschwächste Region der Republik.
Auch der Industrialisierungsgrad liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Die Strukturanpassung der Industrie an die Bedingungen des deutschen und europäischen Marktes gestaltet sich sehr schwierig.
Die Schiffswerften haben ebenfalls nur wenig Zukunftschancen.
Das Handwerk und Baugewerbe profitieren durch die anhaltende Bautätigkeit.
Der Dienstleistungssektor gehört auch zu den wachsenden Wirtschaftsbereichen. Große Einkaufszentren und Fachmärkte haben sich an den Stadträndern angesiedelt.
Der Tourismus entwickelte sich zum Erholungsverkehr, dank der Seebäder und der reizvollen Landschaft. Er ist heutzutage das wichtigste Standbein des Landes.

Im Hotel erfahren wir, dass wir sehr viel Glück hatten, auf Anhieb ein Doppelzimmer zu erhalten. Überhaupt geht der Tourismus jetzt erst richtig los. Die Zimmer sind für die nachfolgenden Wochen, ja Monate, vollständig ausgebucht. Aus Ottos Traum, noch eine Woche anzuhängen, wird somit nichts. Aber das Wetter ist nun auch sehr unbeständig. Es regnet viel, überhaupt heute. Vielleicht soll uns so der Abschied erleichtert werden. Der Blick von unserem Zimmer auf den See lässt uns schaudern. Auf der Sonnenterrasse sind die Schirme zusammen geklappt. Alles nass und überall stehen Pfützen. Der Himmel dunkel und tief. Im Hotelzimmer sind wir eifrig dabei, unsere Habseligkeiten einzupacken. Der größte Teil wird sofort im Auto verstaut. Das ist schon mal weg.

Nach dem Abendessen gibt es einen herzlichen Abschied. Ist uns doch unsere Bedienung ans Herz gewachsen. Eine feste und lange Umarmung verursacht uns gegenseitig feuchte Augen. Oft erzählte uns die junge Frau von ihrem Leben, ihrem Reitpferd. Als Fohlen hatte es schon ihr gehört und ist mit ihr aufgewachsen. Jede Woche verbringt sie ihren freien Tag mit dem Tier und Beide genießen diese schönen Stunden. Lernte und lernt sie in dem Gestüt ja auch das "perfekte" Reiten.
Auch von der älteren Bedienung verabschieden wir uns. So vertraut waren wir uns geworden.
In der Dämmerung drehen wir auf der Schlossinsel eine letzte Runde. Die schwarzen Vögel schweigen ausnahmsweise an diesem Abend. Vielleicht sind auch sie traurig?!
Die Scheinwerfer im Park zaubern eine märchenhafte Kulisse und das beleuchtete Schloss versetzt uns in eine andere Zeit. Mit diesen letzten Eindrücken begeben wir uns auf unser Zimmer. Im Bett erzählen wir noch eine Weile und.....sind dann plötzlich eingeschlafen.

19. Juni
Die Heimfahrt
Am nächsten Morgen zeigt uns ein Blick aus dem Fenster, es regnet und nicht wenig. 

 Aber was soll's, im Auto sitzen wir trocken. Ein letztes Mal erlaben wir uns an der Vielzahl des Frühstücksangebot. Das wird uns fehlen!!!! Mit Schirm noch ein letzter Rundgang über "unsere" Insel, war sie uns doch sehr lieb geworden. Im Zimmer werden die "Reste" geortet und eingepackt. An der Rezeption bezahlen wir per EC-Karte und es erfolgt eine herzliche Verabschiedung. Was für liebe Menschen die Besitzer des Hotels doch sind. Haben sie sich diese besondere Herzlichkeit erhalten, die heutzutage oft schon fehlt.
Wir steigen ins Auto und verlassen - mit feuchten Augen - die Schlossinsel. An der Hauptstraße biegen wir rechts ab, beim Abbiegen müssen wir etwas schlucken, der Abschied tut schon weh... und nun geht's Richtung Autobahn. Unterwegs lassen wir uns Zeit und streifen die an die Straße angrenzenden Seen, Alleenbäume, Reetdächer, Backstein- und Fachwerkhäuser noch mit einem letzten Blick. Dann geht's auf die Autobahn Richtung Berlin. Es regnet heftig und kurz vor dem Berliner Ring öffnet der Himmel buchstäblich seine Schleusen. Fast ist nichts zu erkennen, obwohl der Scheibenwischer auf vollen Touren läuft. Unser Bekannter riet uns noch: Ihr müsst Euch Richtung München und Leipzig halten. Dank dieses Rates gelangen wir gut vom Berliner Ring auf die richtige Autobahn, die uns nach Hause bringen soll. Wir durchfahren die Bundesländer in umgekehrter Reihenfolge. Entspannt können wir auf der Heimfahrt nun auch die Gegend betrachten, wir haben ja alle Zeit der Welt. Wieder fällt uns auf, dass es dort oben viel mehr Windräder gibt. Je weiter wir nach Süden kommen, umso mehr lassen diese Gebilde nach. In Bayern konnten wir dann nur noch ein einziges entdecken. Seltsam, vielleicht sind Windräder dort nicht erwünscht? Dieses Bundesland durchfuhren wir ja auf der Fahrt in den Urlaub im dicken Nebel. Haben wir nach Brandenburg in Sachsen-Anhalt und dann in Thüringen schon hügelige Landschaftsteile beobachten können, eröffnet uns Bayern nun auch die "Bergwelt". Welch krasse Gegensätze. Hier scheint auch wieder die Sonne und es ist sogar sehr warm. Gut, dass wir uns nicht zu dick angezogen haben. Bei unserer ersten Rast, fröstelten wir ganz schön, aber jetzt....... Bald werden wir in Baden-Württemberg einfliegen. Die Autobahn füllt sich. Als sehr seltsam empfinden wir die vielen Laster, die unterwegs sind. Bei der letzten Rast sahen wir unsere deutschen Lastwagen brav auf den Plätzen und Tankstellen parken. Unterwegs sind nun fast nur ausländische "Brummer". Der ganze Ostblock ist vertreten, aber auch der Norden - Belgien, Holland, Dänemark usw.. Die rechte Autobahnspur ist vollständig von ihnen zugefahren und sie veranstalten sogar "Rennen". Natürlich halten sie dadurch den gesamten Verkehr auf. Wir bekamen den Tipp, früher also in Schwäbisch Hall die Autobahn zu verlassen und wir sind froh darüber. Die Fahrt ist nun nicht mehr schön. Bald wird es so weit sein. Aber wir trauen uns nicht mehr zu überholen, die Laster fahren auf der rechten Fahrbahn so dicht, dass wir nicht mehr rüber können, wenn die Abfahrt angezeigt wird. Also nun brav dem Konvoi hinterher. Geschafft, die Abfahrt "Schwäbisch Hall". Der Rest ist nur noch Routine. Wir suchen ein Lokal, wollen noch was Warmes essen. Überall haben wir Pech..... das Fußballspiel.....
Fast zu Hause finden wir noch eine kleine Wirtschaft und stärken uns. Wir sind früher daheim als geplant. Es blüht ums Haus, was haben die Kinder sich angestrengt. 

Herrlich!
Gleich die wichtigsten Anrufe tätigen. Der PC bleibt aus. Auch die Koffer werden nicht ausgepackt. Entspannen und erzählen sind angesagt und bald ins Bett gehen. Morgen ist auch noch ein Tag. Wehmut umfängt uns. Hier bei uns ist es ziemlich heiß und sehr schwül. Wie eine Dunstglocke empfängt uns die Heimat, man kann fast nicht atmen, obwohl es schon Abend ist. Das wird wieder eine Umstellung sein.
Am nächsten Tag wird nun ausgepackt und unser "Alltag" hat uns wieder - mit beiden Armen ergreift er Besitz von uns, mit angenehmen und unangenehmen Ereignissen.

Nachwort und Dank:
Ein faszinierender Urlaub ist vorbei, an den wir noch lange und gerne zurückdenken werden.

Unser Dank gilt den lieben Menschen in unserem Hotel, denen wir nachfolgende Mail sandten: 

Dank an die lieben Menschen im Mirower "Seehotel"
für einen wunderschönen Urlaub....
Am 6. Juni sehr früh am Morgen,
starteten wir in den weiten Norden.
In Baden-Württemberg sind wir zu Haus,
schnell waren wir aus unserm "Ländle" raus.
Nach Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg,
wurden wir begrüßt von Mecklenburg.
Eine Insel mit Kirche und Schloss,
dieses beeindruckte uns imposant und groß.
Im Hotel angekommen,
wurde der "Einzug" vorgenommen.
Das Zimmer hat uns sehr behagt,
schnell die Koffer ausgepackt!
Vom Fenster aus man den See erblickt,
sonnenbestrahlt hat er uns entzückt.
Die Sonnenterrasse unten ist so schön,
daneben die Liegewiese direkt am See.
Alles, aber auch alles mussten wir sehen,
in viele Richtungen sollte es gehen.
Bad Stuer, Neustrelitz, Röbel, Rechlin,
Ludwigslust, Malchow, Gören-Lebbin,
Untergören, Rheinsberg und Fürstenberg,
Schwerin, Plau am See und Wesenberg,
das "Seerosenparadies",
uns herrliche Blüten schauen ließ.
Mirow selbst haben wir gesehn,
fanden die Schlossinsel besonders schön.
Noch viele kleine Ortschaften haben uns entzückt,
Buckelsteinpflaster und Backsteinhäuschen haben wir erblickt.
Fachwerkhäuser, Reetdächer und Storchennest,
wurden auf Ausflügen immer wieder entdeckt.
Windräder haben wir gesehen,
bemerkten ihr schnelles Drehen.
Alleenstraßen haben uns Schatten gespendet,
im Kornacker uns Mohnblumen geblendet.
Zwischen den Kornblumen leuchteten sie rot,
Es war, als ob ein großer Brand dort "loht"!
Das Essen hat uns herrlich geschmeckt,
gleich hatten wir es entdeckt.
Hinterher sind wir ins Zimmer "gerollt",
satt, zufrieden und übervoll.
Es war eine wunderschöne Zeit,
mit Euch eine herzliche Verbundenheit.
Kein Wunder fiel uns der Abschied so schwer,
allzu gerne kommen wieder her.
Schützt und pflegt Euer schönes Land,
Gott halte es in seiner Hand.
Euer Mecklenburg mit seinen tausend Seen,
beeindruckend und herrlich schön,
hat uns tolle Erinnerungen beschert,
ist es doch jederzeit eine Reise wert.

Urlaub vom 6.6.2004 - 19.6.2004

Noch ein paar allgemeine Dinge möchte ich hier anmerken.

Passend finde ich ein Zitat von Kurt Tucholsky:
"Manchen Leuten erscheint die plattdeutsche Sprache grob, und sie mögen sie nicht. Ich habe diese Sprache immer geliebt; mein Vater sprach sie wie Hochdeutsch, sie, die "vollkommnere der beiden Schwestern", wie Klaus Groth sie genannt hat. Es ist die Sprache des Meeres. Das Plattdeutsche kann alles sein: zart und grob, humorvoll und herzlich, klar und nüchtern und vor allem, wenn man will, herrlich besoffen....."

Auch ein paar Mecklenburger Redewendungen möchte ich Euch nicht vorenthalten:
"Über die einzelnen Teile des menschlichen Körpers ist der Mecklenburger gut unterrichtet, nur hat er für die meisten besondere Redensarten und Wörter, die man vergeblich in medizinischen Lehrbüchern suchen wird.
So hat der Strelitzer kein Kreuz, sondern "en Haken, wur de Noors an hängt".
Der "Musikantenknaken" ist der Ellenbogenknochen, den der Mensch nach dem Volkshumor nur zu dem Zwecke besitzt, um sich daran zu stoßen.
Vom Schienbein, dem "Auerknaken", wird dasselbe behauptet.
Der Strelitzer hat auch keine Finger, sondern "Knäwel".
An Stelle der Füße hat er "Klaben", die an den "Stäkhölter", den Beinen, sitzen, wenn diese etwas dünn geraten sind.
Der Kopf, "Dätz" genannt, beherbergt den "Heubähn", welcher aber statt Heu "Gehirnmasse) meist "Grütt" enthalten soll.
Unter der "Brägenpann", der Stirn, sitzen die "Külpsen", die Augen, mit denen der Strelitzer "glurert".
Für die Nase ist "Schnut" allgemein. Besonders auffallende nennt man "Duftschnut" oder "Düffert". Woher dieser poetische Vergleich mit dem Täuberich stammt, ist noch nicht ganz klar.
Mul ist ohne weiteres verständlich. Ein "Kussmul" ist ein kleiner spitzer Mund, dagegen ist ein "Schündör" ein besonders großer.
Die Zunge wird als "Waschlappen", bei Kindern mit "Rotzläpel" bezeichnet.
Wenn ein Strelitzer eine "Kader" hat, so ist ein Doppelkinn gemeint.
"De Schlök", den Schlund, kann mancher nicht voll genug kriegen.
In Strelitz tragen nicht nur die Soldaten, sondern auch die Frauen "Bostbüdels".
Für Rücken ist "Ast" bekannt. "Wat up den Ast nehmen" heißt eine Last auf den Rücken nehmen.
Am Steißbein, dem "Stüz" ist der eigentliche Mensch zu Ende.
Gesammelt wurden diese Redewendungen von Martin Pfitzner, 1938.

Viele berühmte Persönlichen wurden in Mecklenburg-Vorpommern geboren, haben sich dort aufgehalten oder gewirkt.
Nur ein paar möchte ich erwähnen.

Allen voran:
Fritz Reuter - 1810 - 1874
Schriftsteller und oppositionelle Demokrat
Plattdeutsche Gedichte. Dialektdichtung. Kritisch realistische Erzählungen.

Fritz Reuters "Doktorhut"
Als Fritz Reuter 1863 von der Rostocker Universität die Ehrendoktorwürde erhielt, soll er sich vor Freude betrunken haben. Am nächsten Morgen war er offensichtlich noch ein wenig benebelt, denn er setzte anstatt seinen den Hut seiner Frau auf. Die Neubrandenburger Zeitung meldete daraufhin, der geliebte Fritz Reuter sei gestern erstmals mit seinem neuen Doktorhut durch die Stadt gelaufen.

As uns´ Herrgott de Welt erschaffen ded,
fung hei bi Meckelnborg an,
un tworsten von de Ostseesid her,
un mackte dat eigenhändig farig,
un schön i't in'n Ganzen worden,
dat weit jeder,
de dorin buren isun tagen,
un wenn en frömden Minsch ‚rinne kamen deiht,
un hiet Ogen tau seihn,
dann kann hei seihn,
dat unserm Herrgott sin Hand up Wisch un Wald,
up Barg un See sulwst rauht hett,
un dat hei Meckelnborg mit in't Og fa't hett,
as sach, dat allens gaud was.

(De Urgeschicht´ von Meckelnborg, Irstes Kapittel; um 1860)


Zitat von Fritz Reuter:
"Zwölfhundert Personen, Männer, Weiber und Kinder, trieben damals ungefähr ebendasselbe, wie jetzt die fünfundzwanzighundert. Die Männer bestellten und düngten ihren Acker selbst, flickten ihren Nachbaren die Schuhe und die Hosen, wussten zu Hause ganz genau, wie dem Gemeinwesen gründlich abzuhelfen sei, und taten auf dem Rathause das Maul nicht auf, und wenn sie ´s taten, so wünschten sie doch, es nicht getan zu haben ... Es war gerade so wie jetzt, nur mit weniger Hastigkeit ..."
(Meine Vaterstadt Stavenhagen; 1861)

Nach dem Tod des Mecklenburger Nationaldichters wurde eine Volksausgabe der Reuter-Werke herausgegeben. Gesamtauflage über eine Million Stück, kein anderer Autor konnte so eine hohe Auflage vorweisen. Denkmale wurden errichtet. Das entfernteste befindet sich in Chicago. Deutsche Auswanderer hatten es 1893 errichten lassen. Findlinge mit Inschriften, Gedenktafeln wurden aufgestellt. Reuter, der selbst keinen Universitätsabschluss erreichte, bekam von der Uni Rostock die Ehrendoktorwürde verliehen. Seine Werke wurden in fast alle europäische Sprachen, sowie ins Japanische übersetzt.

"Der Anfang, das Ende, o Herr, sie sind Dein,
Die Spanne dazwischen, das Leben, war mein.
Und irrt´ ich im Leben und fand mich nicht aus,
Bei Dir, Herr, ist Klarheit, und licht ist Dein Haus."
(Grabspruch von Fritz Reuter für sein eigenes Grab)

"Sie hat im Leben Liebe gesäet, sie soll im Tode Liebe ernten."
(Grabspruch von Fritz Reuter für sein Frau)

Weitere berühmte Persönlichkeiten:
Ernst Moritz Arndt - 1967 - 1860
Bäuerlicher Herkunft von der Insel Rügen. Evang. Theologie studiert und Geschichte.
Patriotischer Schriftsteller.
Politische und historische Schriften und "Märchen und Jugenderinnerungen" bekannt.

Ernst Barlach - 1870 - 1938
Bildhauer, Grafiker und Dichter.

Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt - 1742 - 1819
Theologische Schriften und die Geschichte Pommerns, die "Pomerania" 1518

Georg Adolph Demmler - 1804 - 1886
Mecklenburgischer Baumeister. 1866 an einen Bebauungsplan für Schwerin ausgearbeitet.

Hans Fallada - 1893 - 1947
Schriftsteller. Landwirtschaft studiert.
Erster Roman: "Bauern, Bonzen und Bomben".
"Kleiner Mann - was nun?"
"Wer einmal aus dem Blechnapf frisst"
"Wolf unter Wölfen"
"Jeder stirbt für sich allein"
Kinderbücher: "Hoppel Poppel, wo bist Du? Und "Geschichten aus der Murkelei"

Caspar David Friedrich - 1774 - 1840
Maler - Landschaften u.a. Kreidefelsen auf Rügen usw.

Gerhart Hauptmann - 1862 - 1946
Dichter

Uwe Johnson - 1934 - 1984
Studiert Germanistik. Experimentelle Prosa

Walter Kempowski - geb. 1929
Pädagogik studiert. Erlebnisberuhigende Romanreihe über eine bürgerliche Familie vom Kaiserreich bis in die Nachkriegszeit geschrieben: "Tadellöser & Wolff"
"Uns geht es ja noch gold" - Ein Kapitel für sich" - "Aus großer Zeit" - "Schöne Aussicht"
"Herzlich Willkommen".

Georg Friedrich Kersting - 1785 - 1847
Maler - Porträts und kleinformatige biedermeierliche Interieurs.

Gotthard Ludwig Theobul Kosegarten - 1758 - 1818
Schriftsteller und Theologe. Empfindliche schwülstige Lyrik. Empfindsame Romane, idyllische Epen und süßliche Legenden. Die beiden Epen: "Die Inselfahrt" und "Jucunde".

Luise Königin von Preußen - 1776 - 1810
Berühmte Fahrt nach Tilsit, als Fürsprecherin des geschlagenen Preußen bei Napoleon.
Gebürtige Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz.

Philipp Otto Runge
1777 - 1810
Romantische Malerei. Hauptwerk "Vier Jahreszeiten"
Kunsttheoretische Schriften. Für die Märchensammlung der Gebr. Grimm schrieb er zwei plattdeutsche Märchen. "Vom Machandelboom" und "Vom Fischer un syner Frau"

Heinrich Schliemann 1822 - 1890
Kaufmännische Lehre. 20 Fremdsprachen im Selbststudium. Bildungsreisen. Studierte in Paris Archäologie. Ausgrabungen usw.

Johann Heinrich Voß - 1751 - 1826
Dichter und Übersetzer. Ilias und Odyssee übersetzt usw.

Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein, Herzog von Friedland - 1583 - 1634
Feldherr

Ehm Welk - 1884 - 1966
Pseudonym Thomas Trimm. Chefredakteur Ullstein Verlag. Freier Schriftsteller.

John Brinckman - 1814 - 1870
Schriftsteller

Erklärung: Gegen Ende unseres Urlaubs, natürlich nicht am Anfang, zeigte unsere Digi die Speicherkarte nicht mehr an und schaltete automatisch auf den Hauptspeicher um. Zu Hause bemühten sich Mediamarkt und Foto Point vergebens die fast 450 Bilder, die sich auf dieser Karte befinden, sichtbar zu machen. Ich hätte weinen können, das könnt Ihr mir glauben. Auf meine mail an die Herstellerfirma erhielt ich u.a. folgende Antwort: "Wir verstehen dass Sie verärgert sind, und möchten Ihnen hiermit einen persönlichen Gefallen tun. Sie können uns die Speicherkarte zuschicken, und wir werden versuchen Ihre Bilder zu finden. Sie müssen verstehen dass wir hierfür keinerlei Garantie geben können, da es sich bei unserem Büro um keine Reparaturfirma handelt."

Leider konnte auch die Herstellerfirma die Bilder nicht "sichtbar" machen und so muss ich mit dem Wenigen auskommen, das ich besitze. Werde Fotos und Bilder aus Broschüren scannen, um diese Seite so lebhaft zu gestalten, wie ich es gerne hätte. Wissenswertes möchte ich mit kleinen Erlebnissen und Anekdoten verbinden.

zum Seitenanfang        zurück zur Hauptseite